Im April ist die Malerin Trude Schüle gestorben. Ihr ehemaliges Haus soll jetzt öffentlich zugänglich gemacht werden – geplant sind Ausstellungen, Konzerte und mehr.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Murrhardt - Die Stofftasche mit den Malutensilien steht vor der Staffelei, als könnte Trude Schüle gleich danach greifen, um einem ihrer Aquarelle mit Murrhardter Ortsansichten den letzten Schliff zu verpassen. Das wird sie aber nicht. Die Malerin ist am 5.  April dieses Jahres gestorben. Aber das Gefühl, die lebensfrohe Künstlerin könnte gleich um die Ecke kommen – genau das will der neue Eigentümer ihres Hauses, Michael Heinrich, auch in Zukunft bewahren. „Seit ihrem Tod hat sich hier kaum etwas verändert“, erklärt er bei einer kleinen Führung durch Atelier, Galerie und Privatzimmer der Murrhardter Malerin.

 

In den Räumen sieht es erstaunlich aufgeräumt aus, vom klischeehaften künstlerischen Chaos fehlt jede Spur. Die Bücherregale mit Werken zur Kunstgeschichte sind gut sortiert, Schüles Werke sind ordentlich verpackt oder hängen an der Wand: verträumte, aber doch realistische Aquarelle und Zeichnungen. Aktmalereien und viele Ortsansichten von Murrhardt, aber auch Eindrücke von den vielen Reisen der Künstlerin. Portugal, Palermo, Korsika, Ägypten – Schüle ist in ihrem Leben viel herumgekommen. Lange war sie zusammen mit ihrem Malerfreund Heinz Hofer unterwegs. Ihre Trips dienten der Kunst: Zweckmäßig mit einem Campingbus unterwegs, begannen die Künstler schon früh morgens mit ihrem Werk, erlebten dabei aber einige abenteuerliche Geschichten, Polizeieskorte oder Krankenhaus-Aufenthalt inklusive. Michael Heinrich erinnert sich: „Sie konnte unheimlich lebendig erzählen.“

Bekommt Murrhardt einen „Stadtmaler“?

Er war lange mit der Künstlerin befreundet, jetzt, nach ihrem Tod, hat er den Vorsitz der Trude-Schüle-Stiftung übernommen und kümmert sich um den Nachlass. Und mit dem Haus, in dem Trude Schüle lebte und arbeitete, hat er etwas ganz Besonderes vor: „Ich möchte es als Teil der Murrhardter Kultur erhalten.“ Konkret soll die Galerie weiterhin so zu sehen sein, wie die Künstlerin sie hinterlassen hat. Zu entdecken gibt es vieles: Neben den rund 800 Bildern aus ihrer Stiftung hat Schüle hunderte Werke der Stadt geschenkt, rund 500 Bilder lagern im Haus. Dazu kommen etliche Briefe: „Sie war eine der letzten großen Briefeschreiberinnen. Sie hat oft Kärtchen mit Sprüchen in Kalligraphie beigelegt“, erzählt Heinrich. Besucher, so seine Vorstellung, können die Werke hier zu bestimmten Öffnunsgzeiten besichtigen, aber auch kaufen. Die Räume will Heinrich auch für Lesungen oder kleine Konzerte – im Atelier steht ein Flügel – zur Verfügung stellen. Zudem schweben dem Sulzbacher Malkurse vor. „Ich könnte mir sogar vorstellen, dass hier ein Stadtmaler für einige Zeit wohnt– Stadtschreiber gibt es doch auch“, sagt Heinrich.

Fortan erinnert eine Hinweistafel an die Künstlerin

Diese Ideen sind nicht die einzigen: Die Trude-Schüle-Stiftung, welche die Künstlerin zu Lebzeiten gegründet hat, setzt ihre Arbeit fort. „Den Trude-Schüle-Preis wollen wir beibehalten“, verspricht der Stiftungsvorsitzende Heinrich. Für den Kunstwettbewerb werden die teilnehmenden Murrhardter Schulen also weiterhin mit jeweils 500 Euro bedacht. Noch eine Idee: „Wir könnten auch Reisen anbieten, auf den Spuren von Trude Schüle“, sagt er. Was daraus wird, wird sich auf der Vorstandssitzung an diesem Freitag zeigen.

Der erste Schritt zur Wiederbelebung des Trude-Schüle-Hauses steht jedenfalls schon fest: Um 15 Uhr wird an diesem Freitag, 28. Oktober, eine Hinweistafel feierlich enthüllt, die künftig auf das ehemalige Wohnhaus der Künstlerin in der Justinus-Kerner-Straße 13 hinweist.