Die Rede von US-Präsident Donald Trump vor den Vereinten Nationen ist beunruhigend unernst und maßlos, meint unser Korrespondent Karl Doemens.

New York - Elton John kann nichts dafür. Offenbar mag Donald Trump dessen Song „Rocket Man“. Noch mehr aber gefällt ihm sein eigener Witz, diesen Titel für den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-Un zu verwenden. Also hat er den Kalauer vor den Vereinten Nationen noch einmal wiederholt und nebenbei dem ganzen kommunistischen Land mit der „totalen Zerstörung“ gedroht. Das Nebeneinander von lockerem Scherz und bombastischer Vernichtungsdrohung illustriert das Dilemma von Trumps UN-Premiere. Seine Rede war auf eine beunruhigende Weise unernst und maßlos. Völlig zurecht hatte UN-Generalsekretär Antonio Guterres gewarnt, eine rhetorische Eskalation sei im Umgang mit Nordkorea gefährlich. Trump gefiel sich trotzdem in der Macker-Pose. Gefährlich ist auch sein Versuch, Nordkorea und den Iran auf eine Stufe zu setzen. Bisher gibt es keine Belege dafür, dass sie gegen das Atom-Abkommen verstoßen.

 

Wenn Trump nun gleichwohl den zwei Jahre alten Deal in die Tonne treten will, spielt er damit nicht nur den Hardlinern im Iran in die Hände. Auch Kim Jong-Un wird so sicher nicht motiviert, bei Verhand-lungen einen Stopp seines Aufrüstungsprogramms zuzugestehen. Der „Raketenmann“ ist brutal, aber auf seine Weise rational. Trump hingegen agiert wie eine lose Kanone.