Der US-Präsident macht gern Pause – am liebsten in einem luxuriösen Golfklub. Kritiker finden das amüsant bis ärgerlich.

E Washington - igentlich mag er keine Ferien. „Machen Sie keinen Urlaub“, empfahl Donald Trump vor 13 Jahren: „Wenn man seine Arbeit nicht genießt, hat man den falschen Job.“ Inzwischen ist Trump Präsident der USA – und weilt für 17 Tage auf seinem 240 Hektar großen Landgut samt Golfklub im bukolischen Örtchen Bedminster in New Jersey. Man könnte es auch Urlaub nennen.

 

Natürlich haben amerikanische Regierungschefs ein Recht auf Pausen. George W. Bush zog es öfter auf seine Ranch in Texas. Bill Clinton und Barack Obama genossen die Seeluft auf der zauberhaften Ostküsteninsel Martha’s Vineyard. Doch genau das hatte Trump immer angeprangert. Giftig twitterte er über den „Dauer-Urlauber Obama“, der seinen Job vernachlässige. „Tolles Arbeitsethos“, entrüstete er sich beispielsweise, als Obama im August 2011 für einen Zehn-Tage-Urlaub nach Martha’s Vineyard aufbrach. Trump-Kritiker zahlen es dem 71-Jährigen heute mit anderer Münze heim – mit Ironie. So erläutert  das Magazin Vanity Fair, weshalb der Präsident dringend erholungsbedürftig sei: „In etwas mehr als sechs Monaten im Amt hat er einige teilweise verfassungswidrige Dekrete unterzeichnet und Umweltbestimmungen einkassiert, er hat eine emotionale Rede vor Pfadfindern gehalten und führte ein paar Telefonate mit unseren Verbündeten. Schließlich hat er Mitarbeiter eingestellt und gefeuert. Es besteht kein Zweifel daran, dass er total gestresst ist.“

„Drecksloch“ Weißes Haus: alles Lüge?

Doch das dürfte nicht der einzige Grund für Trumps Flucht aus dem Weißen Haus sein. Das berühmte Regierungsgebäude an der Pennsylvania Avenue in Washington sei „ein echtes Drecksloch“, soll der Präsident nämlich gegenüber Vertrauten beim Golfspielen geklagt haben, berichtete kürzlich das Golf Magazine. „Ich liebe das Weiße Haus. Es ist eines der schönsten Gebäude, die ich je gesehen habe“, konterte Trump bei Twitter und beschwerte sich bitter über die „Lügenpresse“, zu der sich nun also auch eine harmlose Sportzeitschrift zählen darf.

Über die Ausstattung seines luxuriösen Anwesens in Bedminster wird sich Trump jedenfalls nicht beklagen. Für 35 Millionen Dollar hat er 2002 das Gelände gekauft und seither dort 45 Millionen Dollar investiert. Eine New-York-Times-Journalistin beschreibt es als „sehr maskulin“: Überall Ledersessel und dunkles Holz, und an den Wänden gerahmte Zeitschriften-Titelbilder von Playboy, Esquire und Newsweek. Deren Motiv: Donald Trump. Bis vor kurzem hing hier auch noch ein Time-Titelbild vom März 2009, das den größten Reality-TV-Star aller Zeiten zeigt: Trump. Es war ein Meisterwerk der „Fake News“. Diese Ausgabe hat es nie gegeben. Der narzisstische Milliardär hat sie selbst fabriziert. „Es liegt etwas sehr Unverfälschtes über diesem Anwesen“, schwärmte Trumps Sohn Eric sinnigerweise kürzlich über Bedminster.

Und immer mit der roten Kappe

Der Präsident hat den Golfklub in dem 8000-Seelen-Ort  westlich von New York das „Summer White House“ getauft – als Gegenstück zum „Winter White House“. Auch dieser Klub gehört ihm, liegt in Mar-a-Lago in Florida und konnte seit Trumps Amtsantritt seine Mitgliederzahlen trotz einer bescheidenen Aufnahmegebühr von 200 000 Dollar verdoppeln. So sind Trumps Ausflüge auf seine Golfplätze auch gut fürs Geschäft. Der Fernsehsender NBC hat genau mitgezählt. Er kommt zum Ergebnis, dass Trump 13 von 28 Wochenenden in seinen privaten Klubs verbracht und insgesamt 43 Mal zu einem seiner Golfplätze gefahren ist. Meist trug er eine rote Kappe und ein weißes Polo-Hemd. Was er hinter dem abgeschirmten Zaun machte, kann man nur ahnen: Die Korrespondenten müssen anders als im Weißen Haus draußen bleiben – ein weiterer Vorteil des Aufenthalts in Bedminster. Nur ein paar Drohnen beobachten dort das Geschehen. Doch die gehören dem Secret Service.

Während sich der Präsident also im ländlichen New Jersey zwischen Schafsweiden und Pferdekoppeln erholt, wird im Westflügel des Weißen Hauses richtig hart gearbeitet: die 27 Jahre alte Klimaanlage muss ausgetauscht werden. Auch sonst braucht das Gebäude dringend eine Renovierung. Manche Teppiche sollen völlig abgewetzt sein. „Das sind die einzigen Löcher, die sie wirklich stopfen werden“, zitiert das Magazin Politico den sarkastischen Scherz eines früheren  Regierungsmitarbeiters.