2012 sollen zwei weitere Professuren im Islamischen Zentrum an der Universität Tübingen besetzt werden. 36 Studierende sind eingeschrieben.  

Tübingen - Der Termin für den Festakt zur Einweihung des Zentrums für Islamische Theologie in Tübingen steht seit Kurzem fest: Am 16. Januar wird sich Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) vor Ort über das erste Zentrum dieser Art in Deutschland informieren. Gelehrt wird Islamische Theologie allerdings bereits seit Beginn des Wintersemesters 2011/2012. 23 Frauen und 13 Männer haben dieses Studium im Bachelor-Studiengang aufgenommen. Leiter des Zentrums ist Omar Hamdan, der die Professur für Koranwissenschaften innehat.

 

Parallel zum ersten Semester geht der Ausbau des Zentrums schneller voran als ursprünglich geplant. Der Senat der Universität hat den Weg für zwei weitere Professuren frei gemacht, die bereits 2012 besetzt werden sollen. "Dafür haben wir uns eigentlich vier Jahre Zeit nehmen wollen", erklärte Unirektor Bernd Engler, der vor Kurzem für weitere acht Jahre mit der Leitung der Universität Tübingen betraut worden ist. Im Falle des Islamzentrums wird die Universität nach der noch ausstehenden Zustimmung durch das Wissenschaftsministerium in konkrete Verhandlungen mit zwei Wissenschaftlern eintreten.

Fast alle Professuren sind besetzt

Bei den beiden Professuren handelt es sich um Religionspädagogik und Islamische Glaubenslehre. Darüber hinaus ist die Uni in Gesprächen zur Besetzung von zwei Juniorprofessuren, die den Fachgebieten Islamisches Recht und Islamischer Geschichte gewidmet sind. Neben diesen wesentlichen Fachgebieten wäre dann nur das Gebiet Hadith-Wissenschaften/Prophetische Tradition noch nicht abgedeckt.

Wunschkandidatin für das Fach Islamische Glaubenslehre ist die Theologin Lejla Demiri, die derzeit am Wissenschaftskolleg in Berlin tätig ist. Engler bezeichnet sie als "ausgezeichnete und international umworbene Nachwuchswissenschaftlerin". Die gebürtige Mazedonierin studierte Islamische Theologie in Istanbul, Katholische Theologie in Rom und promovierte in Cambridge. Der Rektor hofft, dass sie 2012 nach Tübingen wechselt.

Neubau im Gespräch

Für das Islamische Zentrum ist in Tübingen mittelfristig ein Neubau im Gespräch. Bis dahin ist es zentrumsnah in der "Villa Köstlin" untergebracht. Der spätklassizistische Bau ist 1842/43 von dem Tübinger Rechtsgelehrten Christian Reinhold Köstlin errichtet worden und hat sich rasch zu einem kulturellen Zentrum entwickelt. Seit 1881 wird es von der Universität genutzt und ist vor seiner aktuellen Bestimmung gründlich renoviert worden.

Die 36 Studierenden des in Deutsch unterrichteten Studiengangs sind größtenteils in Deutschland geboren und aufgewachsen. Einige wollen Imam werden, andere warten darauf, dass der Studiengang um ein Lehramtsangebot erweitert wird, um Religion an Schulen unterrichten zu können. Entsprechende Verhandlungen mit dem Ministerium laufen. Laut Prorektorin Stefanie Gropper sind viele der Studierenden nicht mit einem klaren Berufsziel in dieses Studium gegangen. Diesen jungen Menschen geht es vielmehr darum, das Fach kennenzulernen, um später zu entscheiden, in welcher Weise sie ihre Kenntnisse nutzen werden.