Tübingen wächst nach innen, auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs werden bald 100 Menschen wohnen. Reutlingen sichert sein Güterbahnhofsareal für den Container-Bahnhof der Zukunft.

Tübingen - Baden-Württembergs meist befahrene Zugstrecke führt von Stuttgart über Reutlingen nach Tübingen. Gut zu sehen ist in den Nachbarstädten das Gelände der ehemaligen Güterbahnhöfe dicht am Rande der Bahnstrecke. Der eine oder andere Pendler mag sich fragen, was aus dem hier wie dort brach liegenden Areal werden wird. Antwort: In Reutlingen soll ein Container-Bahnhof für das Verladen der Fracht von Lastwagen auf Waggons entstehen. Der Realisierungszeitpunkt ist ungewiss. In Tübingen rückt dagegen ein neuer Stadtteil mit Wohnbebauung und Gewerbenutzung näher. „Mit dem Bau ist im Laufe des Jahres 2016 zu rechnen“, sagt Stadtplaner Tim von Winning. „Die Nachfrage ist bereits sehr groß“.

 

Außergewöhnlich sind die Wege zum Ziel in Reutlingen wie auch in Tübingen. „Vergleichbar sind sie keinesfalls“, betont Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Reutlingen hat sich auf einen zehn Jahre währenden Rechtsstreit bis hin zum Bundesverwaltungsgericht mit der Bahn und ihren Töchtern eingelassen und sich letztlich behauptet, auch wenn am Ende ein Vergleich stand. So paradox es klingen mag, die Stadt setzte die Schiene gegen die Bahn durch, nicht umgekehrt.

Die DB wollte Kasse machen

Die DB und die Tochterunternehmen hatten auf dem fünf Hektar großen Gelände des schon 1988 stillgelegten Güterbahnhofs das große Geschäft gewittert, eine Wohnbebauung sollte entstehen. Die Veräußerung des Grund und Bodens hierfür wäre weitaus lukrativer gewesen als der Verkauf des Bodens für eine Million Euro an die Stadt Reutlingen vor einem knappen Jahr. Die Drohung mit einem Vorkaufsrecht hatte Wirkung gezeigt, eine Wohnbebauung hätte die Stadt verhindern können. Sie konnte darauf verweisen, dass sie das Gelände für einen Container-Bahnhof reservieren wollte.