Am Dienstag haben sich die Wohnungseigentümer aus dem Asemwald zu einer Versammlung getroffen. Hauptthema waren die 1137 Türen. Hinterher erzählen die einen vom Gemeinschaftsgefühl, die anderen von einer Spaltung.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Asemwald - Die Meinungen über den Abend gehen auseinander. Je nachdem, wer dazu gefragt wird. Am vergangenen Dienstag haben sich die Eigentümer der Wohnungen im Asemwald zu einer außerordentlichen Versammlung in der Leinfelder Filderhalle getroffen (zur Vorgeschichte siehe Abschnitt ganz unten „Was bisher geschah“). Von den 1134 Eignern sind 724 gekommen oder haben sich durch Vollmacht vertreten lassen; sie hatten unter anderem über die 1137 neuen Brandschutztüren abzustimmen. „Die Veranstaltung war relativ turbulent“, sagt Jan M. Schmälzle, ein Geschäftsführer der Hausverwaltung Klauß & Partner. Zumindest darin dürften sich alle einig sein.

 

Eigentümerin stellt vorab einen Antrag

In den Unterlagen für die Eigentümerversammlung waren fünf Varianten für den Türentausch aufgeführt. Darunter Firmen, die Türen sowohl herstellen als auch einbauen. Zur Auswahl stand aber auch die Möglichkeit, den Einbau und die Produktion auf verschiedene Unternehmen zu verteilen. Bevor die Asemwalder über die fünf Varianten abstimmen konnten, stellte die Eigentümerin Beatrice Pauly-Prenger einen Antrag. Die Auftragsvergabe solle „an einen der Bewerber erfolgen, der Hersteller ist und seine selbst hergestellten/eigenen Produkte einbaut“, so die Forderung.

Ein anderer Eigentümer habe sie daraufhin ans Mikrofon gebeten, berichtet Pauly-Prenger am Tag nach der Versammlung. Sie solle sich doch den anderen vorstellen und ihre Beweggründe erläutern. „Ich habe gesagt, dass ich den Eindruck habe, dass etwas gemauschelt wird, dass etwas vertuscht wird“, sagt sie. Pauly-Prenger wirft der Hausverwaltung vor, dass ein hoher Türenpreis in deren Eigeninteresse liege, weil sie prozentual mitverdiene. Sie ist sich dessen so sicher, dass sie vergangene Woche sogar Strafanzeige gegen Klauß & Partner sowie gegen Richard Neber, den Vorsitzenden des Verwaltungsbeirats, gestellt hatte.

Der Applaus spreche fürs Gemeinschaftsgefühl

Als sie nach etwa drei Minuten fertig war, „wurde plötzlich geklatscht“, erzählt Margot Jaeger, der im Asemwald zwei Wohnungen gehören. Viel wichtiger als die hörbare Bestätigung für ihr Engagement war für Pauly-Prenger an dem Applaus, „dass da wieder das Gemeinschaftsgefühl war, das möchte ich nach wie vor gerne fördern“, sagt sie. 351 Eigentümer stimmten sodann für ihren Vorschlag zur Auftragsvergabe, 188 dagegen, fünf enthielt sich. „Ich hatte praktisch eine deutliche Mehrheit“, sagt sie. „Doch dann ging das Theater los.“ Eine Gruppe von Eigentümern habe gegen das Votum mobil gemacht. Die Versammlung wurde unterbrochen.

Nach Rücksprache mit ihrem Anwalt habe die Hausverwaltung die Abstimmung wiederholen lassen. Das bestätigt der Geschäftsführer Schmälzle. Das Ergebnis: 314 stimmten für den Antrag, 220 dagegen, sieben enthielten sich. „Dann ging das Theater aber wieder los“, sagt Pauly-Prenger. Sie sei von manchen Leuten im Saal persönlich angegriffen worden. Was nichts daran ändern konnte, dass der Antrag mehrheitlich angenommen war; den Eigentümern blieb damit noch die Wahl zwischen zwei Firmen. Die Mehrheit entschied sich für eine, die auch in Stuttgart vertreten ist.

Hausverwaltung will Frieden stiften

„Damit können wir leben“, sagt Schmälzle, der Geschäftsführer der Hausverwaltung Klauß & Partner. Allerdings fühlten sich viele Eigentümer wegen der Entwicklungen „vor den Kopf gestoßen“. Seiner Wahrnehmung nach seien die Eigentümer im großen und ganzen in zwei Lager gespalten – was sich ja in den Abstimmungsergebnissen widerspiegele. „Wir tun uns als Hausverwaltung schwer, diesen beiden Lagern gerecht zu werden“, sagt Schmälzle. Letztlich fühle sich stets eine Seite im Hintertreffen. Aufgabe von Klaus & Partner sei es nun, Frieden im Asemwald zu stiften. „Wir arbeiten daran mit allem, was wir haben.“ So seien sie zum Beispiel zu acht bei der Versammlung in Leinfelden gewesen. „Das ist immerhin ein Drittel unseres Unternehmens.“

Was bisher geschah:

Die Stadt fordert seit Längerem, dass der Brandschutz in den Asemwald-Hochhäusern verbessert werden muss. Weil dies ähnlich schwierig ist wie beim Fernsehturm, ist die Eigentümergemeinschaft der Forderung bisher nicht nachgekommen. Sie musste deshalb vorbehaltlich 110 000 Euro Zwangsgeld zahlen, und das Ganze ging vor Gericht. Ein Vergleich sieht vor, dass die 1137 Eingangstüren durch Brandschutztüren ersetzt werden. Im März hatten die Eigner darüber abgestimmt. Dass sie nur ein Türenmodell zur Auswahl hatten, missfiel manchen. Ergebnis waren Klagen vor dem Amtsgericht. Die Richterin kippte den Beschluss der Eigentümer im März, so kam es zur neuen Abstimmung am Dienstag.