Am Atatürk-Flughafen von Istanbul sprengen sich Selbstmordattentäter in die Luft. Die Szenen vor Ort sind dramatisch. Mindestens 28 Menschen werden bei dem Anschlag getötet.

Istanbul - Erneut ist Istanbul Ziel eines Terroranschlags geworden. Der türkische Fernsehsender NTV berichtete in der Nacht zum Mittwoch unter Verweis auf den Gouverneur der Provinz Istanbul, Vasip Sahin, dass 28 Menschen getötet und rund 60 weitere verletzt worden seien. Im Gegensatz zu anderen Behördenvertretern zuvor sprach er von drei Selbstmordattentätern, die den Angriff verübt hätten. Die Europäische Union verurteilte die Tat.

 

Der türkische Justizminister Bekir Bozdag hatte zuvor festgestellt, seinen Informationen zufolge habe ein Terrorist am Eingang des internationalen Terminals mit einer Kalaschnikow das Feuer eröffnet. Dann habe er sich selbst in die Luft gesprengt. Ein weiterer Behördenvertreter sagte, mehrere Attentäter hätten ihre Sprengsätze vor dem Sicherheits-Check gezündet, nachdem die Polizei auf sie geschossen habe.

Sicherheits-Checks gibt es an türkischen Flughäfen sowohl vor dem Eingang der Terminalgebäude als auch vor den Flugsteigen. Die Straßen rund um den Airport wurden nach dem Anschlag für den regulären Verkehr abgesperrt. Dutzende Rettungswagen waren vor Ort im Einsatz. Mit ihrem Gepäck in der Hand strömten Hunderte Passagiere aus dem Flughafen. Der Flugverkehr sollte so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden, sagte Sahin.

Die Staats- und Regierungschefs der EU verurteilten den Anschlag. Belgiens Regierungschef Charles Michel schrieb auf Twitter: „Verabscheuungswürdiger Terrorangriff.“ Man stehe an der Seite des türkischen Volkes. Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite schrieb: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern der Angriffe am Istanbuler Flughafen. Wir verurteilen diese grausamen Gewaltakte.“

Sowohl die kurdische Untergrundorganisation PKK als auch die Terrormiliz Islamischer Staat haben seit Sommer 2015 eine Reihe schwerer Anschläge in der Türkei verübt. Zwei der Attentate in Istanbul hatten Touristen zum Ziel. Die Zunahme der Gewalt seit Sommer 2015 hat zu einem erheblichen Rückgang im Tourismus geführt, einer Säule der türkischen Wirtschaft.

Zwei südafrikanische Touristen aus Kapstadt, Paul und Susie Roos, berichteten davon, wie sie Schüsse gehört hätten, als sie in Richtung ihres Gates gegangen seien. Sie hätten einen in schwarz gekleideten Mann mit einer Handfeuerwaffe gesehen, sagte Paul Roos.

Der Atatürk-Flughafen lag 2015 weltweit auf Platz elf der verkehrsreichsten Airports. Er zählte 61,8 Millionen Passagiere. Er gilt als einer der weltweit am schnellsten wachsenden Flughäfen. So hatte er im vergangenen Jahr 9,2 Prozent mehr Passagiere als 2014. Die größte Fluggesellschaft auf dem Flughafen ist Turkish Airlines, danach folgt der Billigflieger Onur Air.

Zuletzt war Istanbul am 7. Juni von einem Anschlag erschüttert worden. Eine Autobombe explodierte im morgendlichen Berufsverkehr, als gerade ein Polizeibus vorbeifuhr. Sieben Polizisten und vier Zivilisten wurden getötet, 36 Menschen verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich die kurdische Rebellengruppe Freiheitsfalken Kurdistans - TAK. Sie warnte bereits damals Touristen, die Türkei sei nicht länger sicher für sie. „Wir haben den Krieg erst gestartet“, drohte die Gruppe.

Die USA hatten im April ihre Bürger zu extremer Vorsicht aufgerufen. Es gebe „glaubwürdige Drohungen“ gegen Touristenziele in der Türkei, vor allem an öffentlichen Plätzen in Istanbul und im Badeort Antalya. Auch das Auswärtige Amt in Berlin warnte „in allen Teilen der Türkei grundsätzlich“ vor einer „terroristischen Gefährdung“. Reisenden in Istanbul, Ankara und anderen Großstädten wird zu „erhöhter Vorsicht“ geraten.