In Deutschland über die Politik in der Türkei mitentscheiden: Das können Türken hierzulande das erste Mal. Das Karlsruher Messegelände ist seit Donnerstag ein überdimensionales Wahllokal.

In Deutschland über die Politik in der Türkei mitentscheiden: Das können Türken hierzulande das erste Mal. Das Karlsruher Messegelände ist seit Donnerstag ein überdimensionales Wahllokal.

 

Karlsruhe - Die erste türkische Präsidentschaftswahl auf deutschem Boden ist am Donnerstag in Karlsruhe angelaufen. Die ersten Wahlberechtigten kamen am frühen Morgen auf das Messegelände, das in ein riesiges Wahllokal mit 81 Urnen umfunktioniert wurde. Schlangen bildeten sich vor der Halle nicht - am späten Vormittag reisten aber deutlich mehr Wähler an, als in der Früh. Bis Sonntag dürfen mehr als 200 000 Türken im Südwesten ihre Stimme abgeben.

Das Prozedere für die Wähler ist kompliziert: Sie mussten sich erst in einem Wählerverzeichnis registrieren lassen und dann online einen konkreten Wahltermin auswählen. 16 700 solcher Anmeldungen habe das türkische Konsulat. Wer sich nicht aktiv registriert hat, kann einen zugewiesenen Termin wahrnehmen. Deshalb bleibe bis zum Ende ungewiss, wie viele Wähler nach Karlsruhe kommen, sagte die Sprecherin des Konsulats, Nurdan Gündüz. Die Polizei rechnet mit einem störungsfreien Verlauf, wie eine Sprecherin sagte.

"Angst um die Zukunft der Türkei"

Zur Wahl kamen Junge und Alte - und sogar Baden-Württemberger mit türkischen Wurzeln wollten sich das Ereignis anschauen. „Es geht um unser Heimatland“, sagte Ahmet Sahin aus Calw, der selbst nicht wahlberechtigt ist. „Ich habe Angst um die Zukunft der Türkei“, ließ Wählerin Nazan Günal wissen.

Für Journalisten gelten während der Wahl in insgesamt sieben Wahllokalen in Deutschland strenge Restriktionen. In Karlsruhe wurde der Presse nur eine halbe Stunde vor Beginn der Wahl um 8.00 Uhr Einblick in die Innenräume gewährt. Fotos durften von Wahlhelfern, nicht aber von Wählern gemacht werden. Die Entscheidung habe der oberste Wahlausschuss der Türkei gefällt, sagte Gündüz.

In der Vergangenheit konnten im Ausland lebende Türken nur an den Grenzübergängen - beispielsweise am Flughafen oder an den Autobahnen - ihre Stimme abgeben.

Zudem wählen türkische Staatsbürger zum ersten Mal nun die Besetzung des höchsten Amtes in ihrem Heimatland direkt. In ganz Deutschland sind rund 1,4 Millionen Türken aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Mit 480 000 Wahlberechtigten ist Nordrhein-Westfalen das Land mit den meisten potenziellen Wählern. An zweiter Stelle steht dem Konsulat zufolge Baden-Württemberg. Zur Wahl steht unter anderem der amtierende türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan (AKP).