Ankara warnt vor Deutschland. Das ist Politik auf Kindergartenniveau, kommmentiert Politik-Redakteur Christian Gottschalk. Das Schlimme daran: Es ist nicht absehbar, dass sich die Wogen im Streit zwischen der Türkei und Deutschland demnächst glätten könnten.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Es ist schon verwunderlich, wie infantil sich die vermeintlich große Politik gelegentlich so gibt. Da hat also das Auswärtige Amt vor einer Woche die Reisehinweise für die Türkei verschärft, und wie ein Kindergartenkind, dem man das Sandkastenförmchen weggenommen hat, antwortet Ankara mit einer Reisewarnung für Türken nach Deutschland. Natürlich kann man darüber streiten, wie sicher Deutschland ist, nach den Vorkommnissen vom Breitscheidplatz in Berlin und, speziell für Türken, nach den Morden des Nationalsozialistischen Untergrundes. Doch die Reaktion erfolgte ja gerade nicht nach diesen schlimmen Vorfällen. Das zeigt deutlich: Sie ist nichts weiter als eine Retourkutsche der billigen Art.

 

Es geht immer noch einen Schritt schlechter

Die gern gebrauchte Formulierung, das deutsch-türkische Verhältnis befinde sich auf einem Tiefpunkt, ist nur beim Blick zurück zutreffend. Es geht dann doch immer noch etwas schlechter. Auf beiden Seiten haben derzeit die Stimmen Hochkonjunktur, die lieber Öl ins Feuer gießen, als zu versuchen, die Wogen zu glätten. Das ist bedauerlich. Das wirklich Bedenkliche: Eine Verbesserung des Verhältnisses ist nicht absehbar. In Deutschland mag der Ton gegenüber der Türkei nach der Wahl vielleicht etwas konzilianter werden. Dafür, dass Ankara bereit ist, die Friedenspfeife auszupacken, aber gibt es keine Anzeichen.