Mit dem Projekt „Initiative – Türkische Eltern bauen Brücken“ wirbt die IHK Region Stuttgart bei türkischstämmigen Migranten für eine duale Ausbildung.

Lokales: Mathias Bury (ury)
Stuttgart – Erhan Atici leitet das Projekt „Initiative – Türkische Eltern bauen Brücken“. 120 Eltern und 230 Jugendliche hat er seit Anfang vergangenen Jahres beraten. Das Ergebnis: 73 Lehrverträge. Tendenz steigend. Wir haben uns mit ihm über den Weg türkischer Jugendlicher ins deutsche Ausbildungssystem unterhalten.
Herr Atici, stoßen Sie bei türkischen Familien auf offene Ohren mit Ihrem Anliegen?
Bei denen kommt sehr gut an, wenn man ihre Landessprache spricht. Das baut Hemmschwellen ab und öffnet Türen.
Türkische Familien wissen oft wenig über das Ausbildungssystem und legen Wert auf eine Schulkarriere ihrer Kinder.
In der Türkei gibt es die schulisch-universitäre Laufbahn oder die Ausbildung – bei letzterer bleibt man immer Arbeiter. Da zeige ich die Chancen auf, mit einer Ausbildung noch die Fachhochschulreife zu erwerben, Fachwirt oder Betriebswirt zu werden. Für viele Eltern ist es auch eine Prestigeangelegenheit, dass der Sohn studiert, auch wenn der Schnitt nur bei 3,5 liegt. Da sage ich: An der Uni wird’s nicht einfacher, eine Ausbildung wäre besser.
Kommt das an?
Auch die jungen Leute sind sehr dankbar und fühlen sich wertgeschätzt. Diese Wertschätzung ist sehr wichtig.
Warum sprechen Sie mit den Eltern?
Türkische Eltern haben einen sehr großen Einfluss auf ihre Kinder, egal, wie alt die sind. Und die Kinder hören darauf.
Welche Berufsvorlieben haben die Eltern?
Sie wollen häufig, dass der Sohn in der Industrie arbeitet, die Mädchen auf keinen Fall in einem Restaurant.
Wie kommen Sie an die Familien heran?
Ich bin aktiv in zwei großen Fußballvereinen, die viele türkische Mitglieder haben. Wir gehen in Schulen, auf Messen, zu Elternabenden und zu Moscheegemeinden.
Welches Potenzial liegt in der Zielgruppe?
Alleine in Stuttgart haben bei den Sechs- bis Siebzehnjährigen fast 50 Prozent einen Migrationshintergrund.