Das Tuning-Treffen in Bietigheim vor drei Wochen war wohl nicht das letzte dort. Die Stadt ist wenig begeistert davon, zu einem Szene-Treff zu werden, kann aber nichts dagegen tun.

Bietigheim-Bissingen - Das Treffen von knapp 1500 Auto-Tunern in Bietigheim-Bissingen vor knapp drei Wochen ist wahrscheinlich nicht das letzte gewesen. „Wir wollen uns noch nicht festlegen, aber wir ziehen es auf jeden Fall in Betracht“, sagt Sascha I., einer der Organisatoren, der nicht mit vollem Namen in der Zeitung stehen will. Das Treffen am 21. Oktober war aus Sicht der Tuning-Freunde, die sich über zwei Facebook-Gruppen organisieren, ein „Hammerabend“, wie es in dem Medium heißt. Dabei sei Bietigheim-Bissingen eher „durch Zufall“ in den Fokus der Tuner gerückt: Man habe per Google Maps eben einen großen Platz gesucht.

 

Knapp 3000 Autofreaks parkten ihre etwa 1500 Boliden auf dem Parkplatz des Freibads in Bietigheim-Bissingen – und es ist absehbar, dass es beim nächsten Mal noch mehr werden könnten. „Viele konnten nicht kommen, weil wir den Veranstaltungsort erst so kurzfristig bekannt gegeben haben“, sagt Sascha I. Zu den Treffen, die bisher in Stuttgart stattfanden, seien auch Leute aus München, Hamburg, Köln oder Frankfurt angereist. Sascha I. rechnet damit, dass beim nächsten Treffen bis zu 2000 Autos am Start sein könnten.

Die Organisatoren befürchten ein Verbot

Die kurzfristige Ankündigung, ohne Polizei oder Stadt einzubeziehen, sei nötig gewesen, weil man ein Verbot befürchtet habe. „Vor Auflagen hätten wir keine Angst“, sagt Sascha I. Das Treffen habe gezeigt, dass die Tuner sich anständig verhalten, sprich keine Burn-outs, kein unnötiges Aufheulen der Motoren, es habe Aufpasser in Warnwesten gegeben, und man habe überall Müllsäcke aufgehängt.

Bei einem Treffen im Juli 2015 auf dem Wasen-Parkplatz in Bad Cannstatt hatten die Teilnehmer reichlich Müll zurückgelassen, weswegen die Stadt ihnen 2380 Euro in Rechnung stellte. Auch in einem Parkhaus in Bad Cannstatt sind die Tuner nicht mehr erwünscht, weswegen man jetzt auf der Suche ist nach einem dauerhaften Treffpunkt – und sich deswegen von der besten Seite zeigen möchte. Inklusive professionell produziertem Video auf Youtube.

Keine Beschwerden nach dem ersten Treff

In Bietigheim-Bissingen habe es keine Beschwerden wegen Ruhestörung oder gefährlichem Verkehrsverhalten gegeben, sagt der Ludwigsburger Polizeisprecher Peter Widenhorn. Er führt das aber nicht nur auf die Appelle der Organisatoren, sondern vor allem auf die „relativ deutliche“ Polizeipräsenz von 30 Beamten an Ort und Stelle zurück. „Wir wollen, dass man uns solche Treffen vorher kommuniziert“, sagt er. Allein die Anreise von 1500 Autos würde Verkehrsprobleme mit sich bringen, die gelenkt werden müssten.

Der Organisator Sascha I. würde gern mit den Verantwortlichen der Stadt ins Gespräch kommen und mit deren Segen eine öffentliche Veranstaltung aus dem Tuning-Treff machen. Daran ist man in Bietigheim-Bissingen aber nicht interessiert: „Wir wollen es nicht offiziell genehmigen und einen Freibrief ausstellen“, sagt die Stadtsprecherin Anette Hochmuth. Andererseits kann die Stadt ein Treffen auf öffentlichen Plätzen nicht einfach verbieten, ebensowenig wie es einer Genehmigung bedarf. Man wäre schon froh, wenn die Organisatoren ein geplantes Treffen der Stadt vorher ankündigen würden, sagt Anette Hochmuth.

Bei der Stadt hält man sich bedeckt

Sascha I. sieht das Versäumnis auf Seiten der Stadt: „Seit zwei Wochen versuche ich, den Leiter des Ordnungsamtes zu erreichen.“ Bisher ohne Erfolg. „Wenn man nicht mit uns redet, braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn wir auf einmal wieder dastehen“, sagt er. Der Ordnungsamtsleiter Thomas Höfel möchte sich auch auf Nachfrage dieser Zeitung nicht zu der Thematik äußern, heißt es im Rathaus.

Bleibt die Frage, wann sich die Tuner zum nächsten Mal in Bietigheim-Bissingen treffen wollen. Sascha I. würde gern noch ein Treffen in diesem Jahr organisieren.