Gemeinsam mit Mineuren haben die Tunnelpatinnen Tülay Schmid und Gerline Kretschmann am Donnerstag den Barbaratag begangen. Schmid brachte selbst gebackenen Kirschkuchen zum Fildertunnel, die First Lady war am Albabstiegstunnel zu Gast

Stuttgart - Zahlreiche Tunnelbauer des Bahnprojekts Stuttgart 21 haben den Barbaratag in prominenter Gesellschaft gefeiert: First Lady Gerlinde Kretschmann und Ministergattin Tülay Schmid machten als Tunnelpatinnen den Mineuren an deren traditionellem Ruhetag ihre Aufwartung. Die Frau von Finanzminister Nils Schmid (SPD) besuchte die Mineure am Portal des Fildertunnels. „Ich freue mich sehr, heute in meinem Amt den Tag der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Mineure, gemeinsam mit den Arbeitern zu begehen“, sagte sie am Donnerstag in Stuttgart. Das gute Vorankommen sei Verdienst der Mineure, die trotz Hightech auf der Baustelle immer gebraucht würden.

 

Neben Kuchen, darunter ein selbst gebackener Kirschkuchen, übergab sie den rund 80 Tunnelbauern Pfefferminzdosen mit dem Bild der heiligen Barbara, einer Märtyrerin aus dem 3. Jahrhundert. So hätten die Mineure während der Arbeit stets eine kleine Erfrischung bei sich.

Der 9,5 Kilometer lange Fildertunnel verbindet im Zuge des milliardenteuren Bahnprojektes Stuttgart 21 die Landeshauptstadt mit dem Landesflughafen und der Messe auf den Fildern. Die Filder sind eine Hochebene bei Stuttgart. Von der unterirdischen Verbindung sind derzeit etwa 270 Meter fertiggestellt. Die Startabschnitte werden mit Baggern gegraben, dann übernimmt die Tunnelvortriebsmaschine „Suse“.

Gerline Kretschmann am Albabstiegstunnel

Gerlinde Kretschmann, Frau des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), besuchte am Nachmittag die Mineure des sechs Kilometer langen Albabstiegstunnels. In Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) ließ sich die Taufpatin bei Kaffee und Hefezöpfen von der Arbeit der Mineure berichten. Der nach ihr benannte Gerlinde-Tunnel ist bislang fast 1,9 Kilometer vorgetrieben.

Der First Lady war zunächst die Tunnelpatenschaft für den Fildertunnel angetragen worden. Dies hatte die langjährige Grünen-Politikerin wegen Kritik an der Neuordnung des Stuttgarter Bahnknotens abgelehnt. Die Grünen stehen dagegen hinter der mehr als drei Milliarden Euro teuren Neubaustrecke zwischen Wendlingen (Kreis Esslingen) und Ulm. Im Unterschied dazu ist die SPD mehrheitlich für das Gesamtprojekt. Minister Schmid hatte sich stets für das bis zu 6,5 Milliarden Euro teure Stuttgart 21 im engeren Sinne eingesetzt.

Von der insgesamt 60 Kilometer langen Tunnelstrecke zwischen Stuttgart und Ulm sind nach Bahnangaben bereits knapp 10 Kilometer gebaut worden. Derzeit sind auf allen Baustellen mehrere hundert Menschen aus Österreich, Deutschland und Polen rund um die Uhr im Schichtbetrieb tätig.

Einer von ihnen ist der 52-jährige Christian Haider aus Österreich. Für den Zugführer ist der 4. Dezember ein wichtiges Datum: „Wir denken heute an alle Kollegen in der ganzen Welt, wir sind eine verschworene Gemeinschaft.“ Eines verbinde alle Tunnelbauer: „Wir fahren dorthin, wo vorher noch nie ein Mensch war.“ In der Tiefe sei man schon gewissen Risiken ausgesetzt, insbesondere durch Maschinen, Förderbänder oder Züge, erläutert der Tunnelbauer. Über die Pfefferminzdose von Tülay Schmid hat er sich gefreut: „Im Tunnel herrscht Rauchverbot und die Pastillen sind ein guter Ersatz.“