Sie soll eine der drei größten Turmalin-Sammlungen in ganz Europa sein. Zu sehen sind die Farbedelsteine bis zum 12. Juli im Nikolaus-Cusanus-Haus in Birkach.

Birkach - Gepackt hat sie Michael Benner vor etwa 30 Jahren. Seit sie ihn auf den Münchner Mineralientagen 1985 anfiel, ließ ihn die Leidenschaft für den Turmalin nicht wieder los. Die Sammlung an Edelsteinen, die der Berliner seither zusammengetragen und unter dem Titel „Das Turmalinzimmer“ zusammengestellt hat, ist vom 2. Mai an für über zwei Monate im Nikolaus-Cusanus-Haus zu sehen.

 

Im Bann der Steine

Damit beherbergt die Seniorenwohnanlage laut deren Kulturreferenten Andreas Bockemühl eine der drei größten Turmalinausstellungen, die es in Europa gibt. Bockemühl war es auch, der das in die Wege geleitet hat. Wie es der Zufall will, zog der Turmalin mit seiner Vielfarbigkeit und seinen geometrischen Mustern auch Bockemühl 1985 während der Mineralientage in München in seinen Bann.

Als der Kulturreferent dann um den Jahreswechsel herum Benners „Turmalinzimmer“ in Überlingen sah, sei er so begeistert gewesen, dass er die Ausstellung nach Birkach holen wollte. Und das tat er auch im Wortsinn: Zusammen mit einem Kollegen hat er die 22 Tafeln mit dem Lastwagen persönlich in Berlin abgeholt. Ein Unterfangen, für das eine gute Versicherung unabdingbar ist, denn auch wenn der Markt für Turmaline schwierig sei, schätzt Bockemühl den Wert einer Scheibe auf 3000 bis 5000 Euro.

Wobei der wahre Wert der Ausstellung wohl in ihrer Wirkung auf die Betrachter liegen dürfte. „Wenn man da drinsteht und die 1000 farbigen und beleuchtenden Scheiben betrachtet, entsteht ein Eindruck, für den sich nicht nur Mineralienfreaks begeistern können“, sagt ihr Eigentümer Michael Benner.

„Turmalinzimmer“ hat er die Sammlung deshalb genannt, weil die zu Scheiben gesägten Turmaline in 2,20 Meter hohe, schwarze Tafeln eingelassen sind, die sich auch im Kreis aufstellen lassen. Im Nikolaus-Cusanus-Haus verkleiden sie die Wände eines Raumes fast vollständig und wirken, wenn das Licht von hinten durch die bunten Scheiben bricht, wie Kirchenfenster – allerdings sehr mystische. „Dadurch, dass die Scheiben von hinten beleuchtet werden, bricht die Distanz weg, und es ist kein normales Raumerlebnis mehr“, beschreibt es Michael Benner.

Entdeckt bei den Mineralientagen

Der 59-Jährige entdeckte seine Vorliebe für den Farbedelstein Turmalin, als er während der Münchner Mineralientage in einem kuppelartigen Gebäude stand, in dessen Wände und Decke aus Pressspanplatten Turmalinscheiben eingelassen waren. „Da entstand eine Stimmung, die selbst hart gesottene Mineralienfans sehr andächtig werden ließ“, sagt Benner. Das Besondere an seiner Ausstellung sei, dass sie ganze Serien zeigt. Serie bedeutet in dem Fall, dass alle Scheiben eines Turmalins nebeneinander betrachtet werden können. Zum Staunen komme laut Benner dann noch das Verstehen des Kristallaufbaus mit seiner komplexen Geometrie. „Man muss sich das vorstellen wie bei einer Spielfigur von Fang-den-Hut: Beim Turmalin sind sozusagen sechseckige Hütchen auf dreieckige Becher gestapelt. Nur, dass die äußeren Hütchen bis zum Boden reichen.“ In Scheiben gesägt, zeige der Stein dann sein ganzes Farbspiel – von Erdtönen über Grün, Rot, Gelb, Rosa, Schwarz und vielen Nuancen dazwischen.

Die Detailliertheit, mit der Benner über den Turmalin erzählt, ist nicht nur seiner Leidenschaft, sondern auch seinem Beruf geschuldet: Er unterrichtet an einer Waldorfschule Erdkunde, Geschichte und politische Weltkunde. Vor 19 Jahren hat er außerdem die Schülerfirma „Steinbrücke“ gegründet. Gemeinsam mit seinen Schülern handelt er mit Mineralien. Dabei arbeiten aber alle ehrenamtlich, und die Gewinne kommen Straßenkinderprojekten wie Zaza Faly auf Madagaskar zugute.

Diese Wohltätigkeit ist Benners Antwort „auf ein Problem, das ich nicht lösen kann“, nämlich die Bedingungen, unter denen Minenarbeiter die Edelsteine beispielsweise auf Madagaskar abbauen. Benner ist sich darüber im Klaren, dass es „auf Madagaskar kaum eine staatliche Struktur gibt, die den Abbau kontrolliert“. Aber er sagt eben auch: „Ich könnte natürlich sagen, ich kaufe keine Steine. Aber dann habe ich eben auch keine.“ Das Nikolaus-Cusanus-Haus begegnet der Abbau-Problematik mit einem Vortrag zu Madagaskar am 16. Mai um 16.30 Uhr. Außerdem wird für „Das Turmalinzimmer“ und die Führungen und Vorträge kein Eintritt verlangt, sondern um Spenden gebeten. Diese sollen ebenfalls Zaza Faly zugutekommen.

Ausstellung und Vernissage

Das Turmalinzimmer ist im Nikolaus-Cusanus-Haus, Törlesäckerstraße 9, vom 2. Mai bis zum 12. Juli täglich zwischen 9 und 18 Uhr zu sehen. Die Ausstellungseröffnung beginnt am Samstag, 2. Mai, 9 Uhr. Um 15.30 Uhr gibt es einen Festakt mit einem Vortrag und einer Führung von Michael Benner. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

http://www.das-turmalin-zimmer.de/