Heckler & Koch, ein traditioneller Hersteller von Handfeuerwaffen, war in der Vergangenheit häufig für Schlagzeilen gut. Nun gerät das Unternehmen durch den Film „Meister des Todes“ wieder ins Blickfeld.

Stuttgart - Die Geschichte ist fiktiv, betonen die Filmemacher. Den Waffenhersteller HSW gibt es nicht. Viel Wahrheit steckt trotzdem in dem Thriller; aktuelle Recherchen haben das Geschehen auf dem Bildschirm beeinflusst. Es dreht sich um deutsche Waffenlieferungen in Krisengebiete; Orte der Handlungen sind der Südwesten und Mexiko. Auch wenn der Name Heckler & Koch im Film „Meister des Todes“ nicht auftaucht und das Unternehmen selbst sich dazu nicht äußert – die Parallelen sind unverkennbar.

 

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Jahren gegen Heckler & Koch

Seit Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Oberndorfer Anbieter von Handfeuerwaffen. Es geht um mutmaßlich unerlaubte Waffenlieferungen nach Mexiko. Vor vier Jahren gab es eine Großrazzia mit 300 Beamten am Firmensitz. Noch ist es ein laufendes Verfahren. Doch „in den nächsten Wochen“, betont die Stuttgarter Staatsanwältin Claudia Krauth, soll es abgeschlossen werden. Inhaltlich äußert sie sich nicht. Ein zweites Ermittlungsverfahren ist in Stuttgart weiter anhängig. Es dreht sich auch um Mexiko; doch dabei es geht um den Vorwurf der Bestechung in- und ausländischer Amtsträger. Wann ein Ergebnis vorliegt, ist nicht abzusehen.

Heckler & Koch thront in Oberndorf hoch über dem Neckartal. 1811 hat es am Ort bereits eine Gewehrfabrik gegeben; Heckler & Koch selbst lässt seine Geschichte 1949 beginnen. Neben Haushaltsmaschinen und Fahrrädern durften – trotz alliierten Rüstungsverbots – Waffen und Ersatzteile für Polizei, Bundesgrenzschutz und die alliierten Besatzungstruppen hergestellt werden. Heute stehen 750 Mitarbeiter, knapp 700 davon am Stammsitz, auf der Gehaltsliste. Die Waffenschmiede ist der größte Arbeitgeber am Ort; Väter haben hier gelernt und gearbeitet, die Söhne tun es auch. Hier, gesichert mit Stacheldraht und Überwachungskameras, wurde etwa das zuletzt in Verruf geratene Sturmgewehr G36 gefertigt, das die Bundeswehr nun schrittweise ausmustern will. Wegen dieser Streitereien hatte der Investor Andreas Heeschen Anfang des Jahres die Geschäfte selbst übernommen. Mitte 2015 wurde Nicola Marinelli in die Geschäftsführung berufen; er soll einmal den Vorsitz von Heeschen übernehmen. Heeschen selbst will sich dann um strategische Fragen kümmern.

Zu den guten Partnern gehören die Nato-Staaten

Zurück ins Werk: wer Einblick in die Produktion erhält, dem fällt eines unmittelbar ins Auge: genauso selbstverständlich wie im Autobau gehen auch die Beschäftigten eines Waffenherstellers mit dem Produkt um. Bei Heckler & Koch stehen – gesichert durch Ketten – funktionsfähige Gewehre reihenweise in den Gängen. Die Oberndorfer sind traditionell Haus- und Hoflieferant der Bundeswehr, zumindest galt dies bis zu den Streitereien wegen des G36. Doch allein von der Bundeswehr könnte das Unternehmen wohl kaum überleben. Neun Prozent des Umsatzes werden mit den deutschen Streitkräften erzielt. Das letzte G36-Gewehr wurde 2005 an die deutschen Behörden geliefert. Mit Wartung und Instandhaltung der deutschen Gewehre würden aktuell weniger als 2,5 Prozent des Konzernumsatz erzielt, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Heckler & Koch ist auf den Export angewiesen. Es gibt viele gute Partner, wie etwa die Nato-Staaten.

Nicht zuletzt wegen des weit gehenden Waffenexportstopps ist der Umsatz 2014 auf rund 150 Millionen Euro eingebrochen; im Jahr zuvor waren es noch 235 Millionen Euro. Mittlerweile sind die Erlöse wieder deutlich gestiegen. Dies führt bei dem hoch verschuldeten Unternehmen zu einer „wesentlich besseren Abdeckung der bestehenden Fixkosten und dadurch zu einem deutlich besseren Ergebnis in 2015“, schreibt Heckler & Koch. Die starke Nachfrage aus den USA nach „speziell für den Zivilmarkt entwickelten neuen Produkten“, so Heckler & Koch, habe den Umsatz in der Region steigen lassen. Die Oberndorfer verkaufen etwa über US-Waffenläden, dort würden sich nicht nur Privatleute eindecken, sondern auch Polizisten lokaler Dienststellen. In der Vergangenheit haben die Oberndorfer rund ein Drittel des Umsatzes in den USA erzielt.

ARD-Themenabend „Deutsche Waffenexporte“, Mittwoch, 20.15 Uhr Film „Meister des Todes“, 21.45 Uhr Doku „Tödliche Exporte – Wie das G36 nach Mexiko kam“. Weitere Infos auf der ARD-Themenseite.