Lars Becker hat auf der Hamburger Reeperbahn die Komödie „Wir machen durch bis morgen früh“ gedreht. Die Hauptdarstellerin Heike Makatsch verrät, warum sie ein Faible für Slapsticks und britischen Humor hat.

Berlin - Heike Makatsch hat, da war sie hierzulande als Viva-Girl und Schauspielerin schon eine Berühmtheit, eine Zeitlang in England gelebt. Wenn man sie fragt, ob die Jahre jenseits des Kanals sie in ihrem Humorverständnis verändert hätten, ob sie womöglich jetzt anders lache, dann verneint sie. Sie sei „schon immer England-affin“ gewesen. „Schon als Teenager fand ich ,Das Leben des Brian’ zum Schreien komisch.“ Überhaupt sei der „kulturelle Output“ der Engländer, ob Popmusik oder Mode, stets von Humor durchzogen, was sie sehr schätze. Dem deutschen Kulturbetrieb hingegen stellt die geborene Rheinländerin Heike Makatsch ein nicht so erfreuliches Zeugnis aus: Die Kreativen hier hätten „nicht so wahnsinnig viel Humor“, und wenn, „dann ist er oft abgekupfert von Humorvorbildern aus England“.

 

Was das mit Lars Becker zu tun hat? Lars Becker gilt als Humorspezialist im deutschen Fernsehen. Der Regisseur der ZDF-Dauerreihe „Nachtschicht“ kann Krimis drehen, aber eben auch oft sehr gute Komödien mit einem feinen Gefühl fürs Arbeitermilieu. Mit ihm hat Heike Makatsch schon drei Filme gedreht. In „Das Gelbe vom Ei“ war sie eine Tankstellenbesitzerin, in „Schade um das schöne Geld“ arbeitete sie in einer Fischfabrik. Und in „Wir machen durch bis morgen früh“, dem dritten gemeinsamen Werk, das am Montag im ZDF läuft, „kommt sie von der Fliese“, was übersetzt heißt: Sie verkauft Fliesen in dritter Generation. Zum Beispiel die Premium-Fliese Magic Violet, die offiziell in Italien gebrannt wird, aber aus China kommt und „keine Rutschfestgarantie für Haustiere“ hat, was Ursache für allerlei Schlamassel im Film ist.

Und so geht die Story: Das Ehepaar Melanie (Makatsch) und Ali Struttmann (Fahri Yardim) will sich trennen, nur für ein Wochenende. Er hütet das Fliesenfachgeschäft und Baby Bobby, sie will sich im Kreis ihrer Freundinnen in Salzburg mit Gurkenmasken verwöhnen lassen. Aber dann kommt natürlich alles anders, als geplant. Ali und Melanie landen, unabhängig voneinander, auf der Reeperbahn in Hamburg. Es wird gesungen, gesoffen, gekifft. Nur die Kiez-Größe Rocky Harksen, den Armin Rohde (noch so ein Lars-Becker-Schauspieler) spielt, stört die Party.

Heike Makatsch nennt es „norddeutschen Slapstick“

Gedreht wurde nächtelang auf der Reeperbahn, in Striplokalen und Karaoke-Bars. Ein Heidenspaß muss das gewesen sein, und man kann Heike Makatschs Lust nachvollziehen, eine Komödie drehen zu wollen, „die richtig durchdreht und nicht brav bleibt“. Der Film strotze vor Einfällen: „Noch eine Wendung hier, noch ein Slapstick da, mein Vater ein Transvestit, mein Mann ein Stripper im Astronautenkostüm – hier tritt niemand auf die Bremse.“

Stimmt. In Ansätzen glänzt der Film mit einer Trockenheit und Absurdität, wie sie sonst den Briten zu Eigen ist. Humormäßig, sagt denn auch Heike Makatsch, seien sie und der Norddeutsche Lars Becker „nicht so weit entfernt voneinander“. Sie mag Humor eckig, nicht anbiedernd oder auf den Schenkelklopfer schielend. Und sie lobt: „Lars traut sich, die normalen Humorpfade, die ich eher im Rheinland sehe, zu verlassen, auch ins Absurde abzudriften und dabei stoisch zu bleiben.“ Norddeutscher Slapstick sei das.

Für wirklich vollkommenen Slapstick reicht es allerdings nicht, wenn Fahri Yardim im Saunaclub zu den Bee Gees auf glatter Fliese herumrutscht. Auch der manchmal rührselige Ton passt in diese komische Fliesenschau nicht hinein. Das Drehbuch (von unter anderen Lars Becker) hätte da, um in Heike Makatschs Wortbild zu bleiben, noch mehr Druck aufs Gaspedal vertragen. Auf sein Ensemble, speziell auf Makatschs tollen Karaoke-Einsatz, kann sich der Regisseur ausnahmslos verlassen.

Tatort-Spezial mit Makatsch geplant

Obwohl selbst schon 43 und Mutter, scheint in Heike Makatschs Figur Melanie Struttmann noch immer das wohlbekannte Girly durch, das im Minirock mit großen neugierigen Augen durch die Welt geht. Der FAZ erzählte die Schauspielerin von ihrem Traum: „dass ein Regisseur mit mir seine Vision umsetzt und mehr aus mir herausholt, als ich selbst in mir vermutete“.

Nun, bei „Wir machen durch bis morgen früh“ ist das wohl eher nicht der Fall. „Lars kennt mich“, sagt Heike Makatsch, „er mag mich so, wie ich mich schon in seinen anderen Filmen gezeigt habe. Und diesen Raum hat er mir gegeben.“ Den Raum, sich mal anders zu zeigen, nämlich als TV-Kommissarin, will ihr übrigens der SWR geben. Ein „Tatort“-Spezial mit Heike Makatsch als Kommissarin in Freiburg ist geplant. Viel zu früh seien die „Tatort“-Pläne nach außen gedrungen, klagt die Wahl-Berlinerin. Ja, man sei noch immer im Gespräch. „Ich warte einfach noch aufs Drehbuch, das gerade ein paar Umwege geht.“ Aber 2015, versichert Heike Makatsch, da hätte sie „auf jeden Fall noch Zeit zum Drehen“.

ZDF,
27. Oktober, 20.15 Uhr