Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Bei der Debatte im Ausschuss, deren Protokoll jetzt die Runde macht, ging es zunächst um die Gesamtkosten für den Sport – nach Sendeminuten der zweitteuerste Programmbereich – und die aus Sicht der Rechnungshöfe mangelnde Beteiligung der Gremien beim Erwerb von Sportrechten. Dann kamen die Ausgaben für ehemalige Spitzensportler und Experten für Co-Moderation, Interviews oder Reportagen zur Sprache. Zwischen 2007 und 2010, berichtete der zuständige Chefprüfer aus Rheinland-Pfalz, seien „jährlich niedrige einstellige Millionenbeträge“ gezahlt worden. Für die Rechnungshöfe war die Größenordnung offenbar nicht unproblematisch. Die Höhe der Vergütung solcher Experten solle der SWR weiterhin in der ARD ansprechen, empfahlen sie jedenfalls dem Sender.

 

Das werde in der ARD „regelmäßig thematisiert“, bestätigte laut Protokoll der SWR-Justiziar Eicher. „Hier findet ein dauernder Disput statt.“ Durch die Federführung des Senders sei er mit den Sportexpertenverträgen an verschiedenen Stellen selbst befasst gewesen und habe mithin Einblick in den Markt. Beim Fußball zum Beispiel setze man auf Mehmet Scholl als Fachmann, der sich „sozusagen als Volltreffer erwiesen“ habe. Die Vergütungen bildeten sich indes im Wettbewerb heraus, da könne man „nicht einfach das Honorar von Herrn Scholl halbieren“. Im Übrigen gebe es auch ein rechtliches Problem. Ohne Scholls Zustimmung dürfe der Sender keine Zahlen offenlegen.

Der Ex-Fußballstar ist nur um den Preis von Intransparenz zu engagieren – das wollte besonders einem der Landespolitiker nicht einleuchten. „Wenn man öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist, könnten auch Honorare öffentlich sein“, wird der SPD-Abgeordnete und frühere Mainzer Justizminister Jochen Hartloff zitiert. So viel Rechenschaft sei man den Gebührenzahlern schuldig. Es könne zwar dazu führen, „das irgendwelche Stars abspringen“, aber irgendwann „würde sich das einpendeln“. Im Übrigen ließen sich in die Verträge Klauseln zur Offenlegung einbauen. Dann bekomme man aber Herrn Scholl nicht mehr, entgegnete der SWR-Mann Eicher. Weil „die private Konkurrenz das nicht genauso macht“, drohe ein Wettbewerbsnachteil. Hartloff erwiderte noch, dieser Nachteil werde so groß nicht sein, dann bat die Ausschussvorsitzende, die „spannende Diskussion in den SWR-Gremien“ fortzusetzen.

In Mainz immerhin wurde über Transparenz öffentlich diskutiert, in Stuttgart hingegen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Beim baden-württembergischen Landtag gibt es deshalb auch kein erhellendes Protokoll über die Aufarbeitung der Prüfberichte, sondern nur eine zweiseitige Drucksache. Der Ständige Ausschuss, geht daraus hervor, habe „in vertraulicher Sitzung“ beraten und dem Parlament ohne förmliche Abstimmung empfohlen, die Untersuchung des Rechnungshofs zur Kenntnis zu nehmen. Im Plenum wurde das ohne Aussprache abgehakt.