Verdienen Experten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zuviel Geld? Und sollte man die Zahlen öffentlich machen? Die Honorare für Fußballexperten wie Mehmet Scholl werden beim SWR kritisch diskutiert.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Es war gleich die erste Journalistenfrage bei der Pressekonferenz nach dem ARD-Intendantentreffen Ende Juni in Bonn. Wie viel denn die Ex-Fußballer Oliver Kahn und Mehmet Scholl für ihre Auftritte als Co-Moderatoren wie bei der EM verdienten? Zu dem vom ZDF verpflichteten Kahn könne er nichts sagen, antwortete der ARD-Programmdirektor Volker Herres. Und wie viel der für seine schnoddrigen Sprüche bekannte Scholl bekommt, mochte er nicht verraten: „Das unterliegt der Vertraulichkeit.“ Die Journalisten könnten sich auch alle Versuche sparen, die ungefähre Höhe durch listige Fragen einzugrenzen. „Fingen wir an, jede Einzelposition öffentlich zu machen, wären wir nicht mehr wettbewerbsfähig.“ Mangelnde Transparenz mochte der ARD-Chef darin nicht erkennen. Die Etatposten für den Sport – durchschnittlich 250 Millionen Euro pro Jahr – seien ja bekannt, das müsse genügen.

 

Vom Südwestrundfunk saß in Bonn niemand auf dem Podium. Doch das Thema ist auch den SWR-Oberen wohlvertraut. Zuletzt kam es im Zusammenhang mit einer Prüfung des Senders durch die Landesrechnungshöfe in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zur Sprache. Drei Untersuchungsberichte hatten die Kontrollbehörden im vorigen Jahr vorgelegt – einen öffentlichen über die Präsenz des SWR in der Fläche, zwei vertrauliche zum Sport, genauer: den Kosten der Sportsendungen einschließlich des Sportrechteerwerbs und der Fußball-WM 2010. Federführend bei den beiden Sportthemen war übrigens der baden-württembergische Rechnungshof in Karlsruhe.

Am liebsten hätten die Prüfer nur hinter verschlossenen Türen über ihre Befunde gesprochen; schließen seien Geschäftsgeheimnisse von ARD, SWR und deren Vertragspartnern berührt. Aber zumindest in Mainz erwirkte der zuständige Landtagsausschuss für Medien und Netzpolitik, dass die Berichte in öffentlicher Sitzung diskutiert wurden. Zu einigen allgemeinen Punkten könne er sich durchaus äußern, ohne dass die Vertraulichkeit infrage gestellt werde, hatte der SWR-Justiziar Hermann Eicher konzediert.