Der Bau der U 12 ist beschlossene Sache. Curt Günther und andere fürchten sich aber nicht nur um die Blutbuchen, sondern auch um ihr Eigentum.

Vaihingen - Ginge es nach Curt Günther, dann würde im Jahr 2015 keine Stadtbahn in Dürrlewang halten. Lieber Busse statt einem „Wurmfortsatz“, den niemand braucht, lautet seine Devise. „Man setzt dadurch die Zukunft des Industriegebietes aufs Spiel“, wird Günther sogar noch eine Spur deutlicher. Heute werden die Einwände gegen die Stadtbahnverlängerung Dürrlewang bei der Erörterung im Stuttgarter Rathaus besprochen. Zugelassen sind nur Bürger wie Curt Günther, die Bedenken geäußert haben.

 

Der Vaihinger fürchtet nicht nur um die Blutbuchen, sondern auch um sein Eigentum. Ihm gehört nämlich direkt an der Ecke Am Wallgraben/Kupferstraße ein Gebäude, in dem ein Feinkostmarkt untergebracht ist. Den hat Günther verpachtet: „Ich weiß aber nicht, was ich mit dem Laden machen soll, wenn dort kein Sattelschlepper mehr hinkommt.“

Bislang haben die großen Laster von der Autobahn kommend auf Höhe der Kupferstraße vor den Bahngleisen gewendet und sind dann in die Einfahrt des Firmengeländes eingebogen. Das geht mit dem Bau der Stadtbahn nicht mehr. An besagter Kreuzung heißt es dann: wenden verboten. Die Sattelschlepper, die Fisch und Feinkost anliefern, müssen das Firmengelände über die Industriestraße, die Ruppmannstraße und die Kupferstraße ansteuern. „Laut SSB funktioniert das“, sagt Günther. Er hat große Zweifel, dass Pläne und Wirklichkeit übereinstimmen. Seine Kritik: die SSB-Planer hätten einen Sattelschlepper mit 16 Metern Länge eingezeichnet: „Unsere Laster sind aber länger.“ Zudem habe das Nahverkehrsunternehmen nur die Einfahrt untersucht, aber nicht die Ausfahrt.

Parkplätze fallen weg

SSB-Chefplaner Volker Christiani widerspricht: „Wir haben mittels Schleppkurvenuntersuchung nachgewiesen, dass es funktioniert.“ Dies gelte auch für die Ausfahrt. Zugleich habe man Günther angeboten, einen Teil der Hecken zu entfernen, die zwischen der Ein- und Ausfahrt stehen. Damit wäre mehr Platz für Rangiermanöver. „Es ist selbstverständlich, dass die SSB die Kosten dafür tragen“, sagt Christiani. Er weist zudem darauf hin, dass in der Straßenverkehrsordnung die Maximallänge eines Sattelschleppers 16,50 Meter beträgt: „Mit einem solchen Fahrzeug haben wir geplant“, sagt Christiani.

Dass die Parkplätze an der Straße Am Wallgraben wegfallen, ist Günther ebenfalls ein Dorn im Auge. „Entlang des Wallgrabens sind es rund 80 Parkplätze“, sagt Christiani. Zudem fehlen künftig weitere 30 Stellplätze an der Breitwiesenstraße und der Schulze-Delitzsch-Straße. Auf den Flächen werden Bäume gepflanzt. Im Wohngebiet südlich der Heßbrühlstraße ist die Bilanz ebenfalls negativ: 40 Stellplätze fallen weg, zehn neue werden geschaffen. Die SSB gehen allerdings davon aus, dass nach dem Bau der U 12 pro Tag 700 Autos, gezählt werden Hin- und Rückfahrt, weniger im Industriegebiet unterwegs sind. „Der Parkplatzverlust wird um ein Mehrfaches kompensiert“, sagt Christiani.

Günther setzt die Zahl der wegfallenden Parkplätze deutlicher höher an. Er geht davon aus, dass auch die Parkmöglichkeiten an der Kupferstraße wegfallen. Seine Argumentation: auf der Straße nimmt der Verkehr zu. „Da passen keine zwei Laster aneinander vorbei.“ Seine Schlussfolgerung: die Stadt muss Parkplätze streichen. Christiani schüttelt den Kopf: „Niemand beabsichtigt in der Kupferstraße, etwas zu verändern.“ Man gehe davon aus, dass auch nach dem Bau der U 12 nicht wesentlich mehr Laster auf der Kupferstraße unterwegs sein werden. Günther hat aber nicht nur die Parkplätze, sondern auch die Bäume im Blick, die gegenüber seines Grundstücks stehen. Er hat nachgemessen, und festgestellt, dass künftig für die Grünfläche nur noch fünf Meter übrig bleiben. Gegenwärtig sind es achteinhalb Meter: „Die Bäume überleben das nicht. Das ist eine Sauerei.“

Die Pläne sehen vor, dass neun der 27 Blutbuchen der Stadtbahn weichen. Damit nicht noch mehr Bäume sterben müssen, haben sich die SSB etwas einfallen lassen. Schließlich sei der Schutz der Blutbuchen eine zentrale Forderung von Verwaltung und Politik gewesen, sagt Christiani. Das bedeutet, dass ein sogenanntes verdichtungsfähiges Baumsubstrat als Unterbau verwendet wird. So können die Bäume auch weiterhin im Bereich der Straße wurzeln und Wasser aufnehmen. Ein Baumgutachter werde zudem die Arbeit der Baufirmen überwachen, verspricht Christiani.