Der SSB-Chefplaner Volker Christiani hat im Bezirksbeirat Vaihingen noch einmal die Pläne für den neuen U-12-Streckenast vom Wallgraben nach Dürrlewang vorgestellt. Die Bezirksbeiräte interessierten sich vor allem für das Thema Bäume.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dürrlewang - Es ist gleich die erste Wortmeldung gewesen. Bereits beim Tagesordnungspunkt 1, den fünf Minuten für die Bürger, meldete sich ein Frau zu Wort. Sie wollte wissen, ob die Bäume entlang der neuen Stadtbahntrasse wirklich schon jetzt gefällt werden müssen. Es sollte für die nächsten eineinhalb Stunden das beherrschende Thema in der Sitzung des Bezirksbeirats bleiben. Konkret müssen 88 Bäume gefällt werden. Darunter sind auch 14 ökologisch wertvolle Blutbuchen, was die Vaihinger besonders schmerzt.

 

Auch Gerhard Wick (SÖS/Linke) echauffierte sich, dass der Wert von Bäumen nicht hoch genug eingeschätzt werde. Er forderte, dass die Gehölze noch so lange stehen bleiben, bis auch die letzten Risiken, die dem Bau der Stadtbahn entgegenstehen könnten, ausgeräumt sind. Wick schlug auch vor, dass erst die neuen Bäume gepflanzt bevor die alten gefällt werden. „Es wäre ein schönes Zeichen seitens der SSB, wenn sie mit diesem Thema etwas sensibler umgehen würde“, sagte Wick. Matthias Filbinger (Grüne) sah es genauso. „Wir wollen das Projekt nicht verzögern“, so Filbinger. Aber der Bezirksbeirat wolle sicher gehen, dass nicht unnötig gefällt werde.

Volker Christiani konnte der Argumentation nicht ganz folgen. „Wir fällen die Bäume nicht, weil sie später einmal die Aussicht aus den Fenstern der Stadtbahn stören, sondern weil sie beim Bau im Weg sind“, sagte der SSB-Chefplaner. Und die Gehölze müssten gleich weichen. Denn wenn die Vegetationsphase Anfang März beginne, sei dies nicht mehr ohne Weiteres möglich. „Wir wollen aber vermeiden, dass sich das Projekt noch einmal verzögert. Denn wir wissen, dass es viele Menschen gibt, die schon jetzt gern mit der Bahn fahren würden“, sagte Christiani.

RP hat Planfeststellungsbeschluss erlassen

Risiken, die dem Bau des neuen U-12-Streckenastes noch entgegenstehen, gibt es aus seiner Sicht nicht mehr. Denn am Dienstag hat das Regierungspräsidium Stuttgart den sogenannten Planfeststellungsbeschluss erlassen. „Wir haben damit sozusagen unsere Baugenehmigung“, so Christiani. Die Sache habe sich wegen zum Teil schwieriger Verhandlungen mit Anliegern ein wenig hingezogen.

Dabei ging es um die Eigentümergemeinschaft im Hochhaus an der Galileistraße 30. Sie hatte sich im August in einem offenen Brief an die Stadträte gewandt. Denn sie wollte es nicht hinnehmen, dass ihr Haus künftig nicht mehr an die Galileistraße angeschlossen ist. „Inzwischen hat noch einmal ein konstruktives Gespräch stattgefunden“, sagte der SSB-Chefplaner. Das Ergebnis: das Haus wird künftig über den Wegaweg erschlossen. Im Gegenzug erstellen die SSB auf Projektkosten fünf Stellplätze und einen neuen Standort für die Müllcontainer.

Diskussionen gab es zudem mit dem Eigentümer des Grundstücks an der Ecke Kupferstraße/Am Wallgraben. Sein Mieter könne den Hof wegen einer Verkehrsinsel künftig nicht mehr so gut anfahren, argumentiert der Anlieger. Die SSB sind mit ihm übereingekommen, dass ein unabhängiger Gutachter beauftragt werden soll. „Wenn er sagt, dass wir nachbessern müssen, dann werden wir das auf eigene Kosten tun“, sagte Christiani.

Bezirksbeirat hält Antrag

Der Planfeststellungsbeschluss kann im Internet auf der Seite des RP eingesehen werden. Zudem wird er im Februar für zwei Wochen öffentlich ausgelegt. „Theoretisch kann noch Klage gegen diesen Beschluss eingereicht werden“, gab Christiani zu. Doch er rechne aufgrund der vielen konstruktiven Gespräche nicht damit, dass die Sache noch vor Gericht geht.

Die Bezirksbeiräte wollten das nicht ausschließen. Und genau diese Unwägbarkeit war es, weshalb Wick am Ende doch noch die gleich zu Beginn geäußerte Forderung in einen Antrag goss: Die Bäume sollen erst gefällt werden, wenn der Planfeststellungsbeschluss rechtskräftig ist. Und es solle geprüft werden, ob die Ersatzpflanzungen nicht zeitgleich vorgenommen werden können. Die Mehrheit des Gremiums wollte diesem Vorschlag allerdings nicht folgen. Der Antrag wurde mit zehn Nein-Stimmen bei fünf Ja-Stimmen und einer Enthaltung abgelehnt. CDU, FDP, SPD und Freie Wähler votierten dagegen.