Sie wird massiv angegriffen, kann sich aber nicht wehren: der Wunsch der Ex-Rektorin nach einem Sonderstatus im U-Ausschuss ist allemal nachvollziehbar, kommentiert StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Eigentlich ist es eine Frage der Fairness. Wer so massiv angegriffen wird wie die frühere Rektorin der Beamtenhochschule Ludwigsburg, Claudia Stöckle, der muss sich auch entsprechend wehren können. Die Schuld für die Affäre um rechtswidrige Zulagen für Professoren hat Wissenschaftsministerin Theresia Bauer im Untersuchungsausschuss des Landtags weitgehend bei ihr abgeladen: Stöckle habe sie falsch über die Vorgänge informiert, weshalb sie nicht richtig reagieren konnte, und es generell nicht verstanden, eine Hochschule zu führen.

 

Nur zu verständlich erscheint da der Wunsch der Ex-Rektorin, als „Betroffene“ im Ausschuss ihre Sicht der Dinge darzulegen und per Akteneinsicht den gleichen Wissensstand wie ihre Kritiker zu haben. Für eine solche „Waffengleichheit“ plädierten auch die Vertreter von SPD, FDP und AfD im Ausschuss, doch die grün-schwarze Mehrheit verweigerte Stöckle den Sonderstatus. Die juristischen Einschätzungen gehen – wie so oft – weit auseinander, nun müssen wohl Richter entscheiden.

Für die Grünen, die erkennbar ihre Ministerin schützen wollen, ist die Strategie indes nicht ohne Risiko. Mit der Argumentation, für den Betroffenen-Status seien die Verfehlungen der Ex-Rektorin nicht gravierend genug, konterkarieren sie ungewollt den Kurs Bauers. Deren Sündenbock wird damit ein Stück weit exkulpiert. Es bleibt also spannend, wenn das Gremium im September seine Arbeit fortsetzt.