Einparken ist auch nicht mehr das, was es mal war. Wenn es früher eng wurde, konnte der Mann von Welt zeigen, wo der Hammer hängt. Heute bugsieren elektronische Helfer die Karre in jede noch so kleine Lücke. Das muss man als Mann erst mal verkraften.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Stuttgart - Neulich den neuen, zehn Jahre alten Gebrauchten rückwärts in eine Parklücke bugsiert. Hat auf Anhieb geklappt, obwohl man das Heck des Wagens mehr ahnt als sieht. Gut, ein bisschen schief stand er drin, aber fürs erst Mal wär’s weltklasse. Muss mich selbst loben, weil niemand dabei war, der dies tun könnte.

 

Ich überlegte mir, ob ich eine Passantin anhauen soll, damit sie meine Meisterleistung würdigen könne. Nicht, dass das jetzt falsch rüberkommt: Ich habe noch nie in meinem Leben über Witze gelacht, in denen die Einparkkünste von Frauen in Zweifel gezogen werden. Ich finde Frauen sind gute Autofahrer, in etlichen Punkten sind sie die besseren Autofahrer, aber Einparken, das war immer unser Ding. Wie Türaufhalten beim Einsteigen. Einmal war ich, die Sache liegt Jahrzehnte zurück, mit einer jungen Frau aus. Als wir zu ihrem Wagen gingen, hielt sie mir die Tür auf, da war der Abend gelaufen.

Da stehe ich also da, keine Passantin weit und breit, schaue zufrieden auf meinen passabel geparkten Wagen, als auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Auto anhält, ein dicke Familienkutsche. Die Karre ist riesig, die Lücke klein, am Steuer sitzt, Sie ahnen es, kein Mann. Der Nichtmann legt den Rückwärtsgang ein und dann kurvt die Karre, ohne dass jemand die Hände am Lenkrad hätte, wie von Geisterhand gesteuert in die Lücke.

In dem Moment wird mir klar, dass nun auch diese Bastion des Mannes beim Autofahren gefallen ist. Das ist nicht leicht zu ertragen für jemanden, der in einer Zeit das Fahren erlernt hat, in der eine Servolenkung keine Selbstverständlichkeit war. In Kleinwagen gab es sie gar nicht, in schweren Limousinen oft nur gegen Aufpreis. Wer einmal hinterm Lenkrad eines Autos aus den sechziger, siebziger Jahren saß, weiß, warum die Menschheit damals keine Muckibuden brauchte.

Überflüssig zu erwähnen, dass Gender Mainstreaming auch die Autobranche erfasst hat. Männerautos sind Auslaufmodelle, Porschefahren ist ein Kinderspiel. Neulich saß ich in einem winzigen Stadtauto, das besser ausgestattet war, als ein Luxusschlitten vor zehn Jahren. Die Sitze konnte man beheizen, das Lenkrad auch. Im Kreise junger Menschen machte ich mich darüber lustig, aber die schauten mich nur verständnislos an. Die fanden das cool.

Was alten Männern jetzt noch bleibt: Den Damen die Tür beim Einsteigen aufhalten. Aber ich fürchte, die Autoindustrie arbeitet bereits daran, dass wir den Job in absehbarer Zeit auch noch los sind.