Er steht da auf dem Weg wie ein Hund, der auf sein Herrchen wartet. Doch die Experten sind davon überzeugt: es ist ein Wolf. Müssen sich jetzt die Urlauber am Bodensee fürchten?

Überlingen - Zwischen Obstplantagen am Bodensee ist ein Wolf gesichtet worden. Davon sind Experten des Landesumweltministeriums überzeugt, nachdem sie ein Foto ausgewertet haben, das ein Spaziergänger am Mittwoch nordöstlich von Überlingen aufgenommen hat. Es handele sich offenbar um ein Jungtier.

 

Seit 150 Jahren gilt der Wolf im Land als ausgerottet, doch schon im Mai 2016 war ein Tier bei Donaueschingen gesehen worden. Allerdings gibt es seither kein Lebenszeichen mehr. Die Rückkehr des Wolfes wäre „ein Gewinn für die Artenvielfalt“, sagte der Umweltminister Franz Untersteller (Grüne).

Allein in Deutschland, vor allem im Osten und Norden, sind inzwischen wieder 50 Wolfrudel heimisch. Auch in den Alpen wachse die Population an. Von dort dürfte nach den bisherigen Erfahrungen auch der Überlinger Wolf eingewandert sein. „Die Landesregierung hat sich daher auf die Ankunft des Wolfes gut vorbereitet“, sagte Untersteller. „Unser Ziel ist es, ein möglichst sinnvolles Miteinander von Mensch und Wolf zu gewährleisten.“

So habe das Land in einer Arbeitsgruppe mit Naturschutz-, Jagd- und Landnutzerverbänden bereits im Jahr 2014 einen „Handlungsleitfaden Wolf“ erarbeitet, um für den Fall des Auftretens von Wölfen in Baden-Württemberg über einen Maßnahmenkatalog und Handlungsroutinen zu verfügen. Außerdem finanziere das Land mit 200 000 Euro ein Projekt des Landesschafzuchtverbandes und des Naturschutzverbandes zu Herdenschutzmaßnahmen. Üblicherweise ernähre sich der Wolf von Rehen, Wildschweinen und Rotwild. Sollte er doch einmal Schafe oder Ziegen reißen, beteilige sich das Land an einem so genannten Wolfsausgleichfonds.