Ist die Polizei doch nicht so toll, wie sie sich immer darstellt? Darauf gibtes erneut handfeste Hinweise. Es ist gut, dass der NSU-Ausschuss genauer hinschaut, kommentiert StZ-Redakteur Reiner Ruf.

Stuttgart - Der NSU-Untersuchungsausschuss steht noch ganz am Anfang seiner Arbeit, doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass es eine gute Idee war, dem baden-württembergischen Sicherheitsapparat einer externen Inspektion zu unterziehen. Das war ja keineswegs von vornherein klar. Innenminister Reinhold Gall (SPD) wähnte sich in dem guten Glauben, mit der beim Landeskriminalamt angesiedelten „Ermittlungsgruppe Umfeld“ geleistet zu haben, was geleistet werden konnte. Und auch im Landtag trommelten zunächst nur die Grünen für einen Untersuchungsausschuss. Nach einigen Wirrungen setzte SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel das Gremium schließlich durch. Inzwischen ist ein fraktionsübergreifendes Kopfschütteln über das zu Tage tretende Kaleidoskop der Beamtenbräsigkeit zu vermelden.

 

Man muss sich das einmal vorstellen: Da nimmt sich die Kriminaltechnik das Auto vor, in dem im September 2013 am Cannstatter Wasen der Ex-Neonazi Florian H. verbrannte, und übersieht unter anderem eine (echte?) Pistole, eine Machete, ein Handy sowie einen Schlüsselbund, der nicht ganz unwesentlich ist für die Klärung der Frage, ob sich der 21-jährige Florian H. selbst tötete oder – wie die Familie glaubt – umgebracht wurde. Wo hatten die Polizeiexperten ihre Augen? Wenig spricht gegenwärtig dafür, dass die Fundstücke untergeschoben wurden.

Außerdem muss sich die Polizei den Vorhalt gefallen lassen, eine Spur nicht ausermittelt zu haben, die auf einen organisierten Rechtsterrorismus in Nordwürttemberg hinweisen könnte. Letzteres ist bisher nur eine wackelige Hypothese, die mit Vorsicht zu genießen ist. Womöglich handelt es sich bei der ominösen „Neoschutzstaffel“ doch nur um ein Indianerspiel vernebelter Neonazi-Hirne. Immerhin aber hat sich gezeigt, dass Florian H. nicht ausschließlich Unsinn daherredete – wovon die Polizei bis jetzt ausging.