Geht das Reformationsjubiläum an den Menschen vorbei? Vor Beginn des zentralen Festivals der württembergischen Protestanten an diesem Wochenende in Stuttgart verteidigt Landesbischof July die Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag der Reformation.

Stuttgart - Die Diskussion um Erfolg oder Misserfolg des am 31. Oktober endenden Reformationsjubiläums geht weiter. Der Landesbischof der evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank-Otfried July, sagte unserer Zeitung: „Ich bin beeindruckt von dem, was in den Gemeinden in Württemberg bisher alles gelaufen ist. Es wurde anschaulich diskutiert, was es heißt, evangelisch zu sein und was der Freiheitsbegriff bedeutet.“ Damit habe die Kirche einen Bildungsauftrag erfüllt. Positiv seien auch die Auswirkungen auf die Ökumene.

 

Im Rückblick auf den evangelischen Kirchentag im Mai in Berlin und Wittenberg sagte July: „Da brauchen wir nicht herumreden. Die unnötig hohen Erwartungen bei den Besucherzahlen haben sich nicht erfüllt.“ Statt der erwarteten 120 000 Dauerteilnehmer waren nur 106 000 gekommen. Stuttgarts Stadtdekan Sören Schwesig sagte: „Gut möglich, dass die enge Verzahnung von Kirchentag und Reformationsjubiläum bei einigen Landeskirchen zur Erschöpfung geführt hat. Bei uns kann ich das nicht feststellen. Unsere Veranstaltungen waren gut besucht.“ Oberkirchenrat Christoph Schneider-Harpprecht (Karlsruhe) äußerte dagegen Kritik. Er teile die Vorbehalte des ostdeutschen Theologen Friedrich Schorlemmer, dass die Kirche zu sehr die Figur Luthers und deren Marketing in den Mittelpunkt gerückt habe. Schorlemmer hatte zudem kritisiert, es sei versäumt worden, die Krise der Kirche offen anzusprechen.

Unter dem Motto „. . . da ist Freiheit“ findet an diesem Wochenende auf dem Stuttgarter Schlossplatz das zentrale Reformationsfestival der württembergischen Protestanten statt.