Wer darf sich zuerst über eine neue Sporthalle oder ein Rasenspielfeld freuen? Weil Sportstätten teuer sind, der Bedarf in Uhingen und seinen Stadtteilen aber steigt, soll ein neuer Plan helfen, das Geld strategisch sinnvoll einzusetzen.

Uhingen - Die letzte Sitzung des Uhinger Gemeinderats vor der Sommerpause stand im Zeichen der Strategie: Zuerst haben die Stadträte das neue Stadtentwicklungskonzept verabschiedet mit seinen sieben Handlungsfeldern und 18 Schlüsselprojekten. Und gleich danach, das neue Sportstättenentwicklungskonzept, das eines dieser 18 Schlüsselprojekte ist.

 

Denn in der Stadt und ihren Stadtteilen wird der Platz in den Turnhallen und auf den Sportplätzen langsam eng. Viele Vereine sind sportlich erfolgreich und wachsen, und auch die Schulen brauchen wegen der Ganztagsbetreuung mehr Raum für Bewegungsangebote. Weil die Stadt nicht alle Wünsche auf einmal befriedigen kann, hat sie für rund 12 000 Euro das Bad Boller Planungsbüro M-quadrat damit beauftragt, eine Bedarfsanalyse mit Handlungsempfehlungen zu dem Thema zu erstellen, „um die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen“, wie es der Bürgermeister Matthias Wittlinger formulierte.

Vereine und Schulen am Konzept beteiligt

Das Büro hat den Bedarf bei allen Betroffenen abgefragt und dann zusammen mit der Stadt eine Prioritätenliste für die nötigen Projekte erarbeitet, die sowohl den Schul- und Vereinssport als auch den Leistungs-, Breiten- und Trendsport sowie den Freizeit- und Seniorensport im Blick hat. Diese wurden dann in einer zweiten Runde erneut mit allen Beteiligten besprochen und erneut überarbeitet. Das daraus entstandene Konzept wurde jetzt im Gemeinderat besprochen und verabschiedet.

Der Untersuchung zufolge hat die Stadt für die Schulen in der Stadt genügend Freiflächen, doch in den Ortsteilen muss gehandelt werden. Bei den Hallen sieht es genau andersherum aus: Die Haldenberghalle und die Turnhalle der Hieberschule sind voll belegt und können den Bedarf der Schulen und Vereine in der Kernstadt nicht länger decken, Sparwiesen und das Nassachtal sind hingegen gut versorgt, die Halle in Holzhausen ist mittlerweile zu klein.

Sportzentrum am Haldenberg wird erweitert

Bei den Vereinen hat sich gezeigt, dass vor allem ein Kunstrasenfeld in der Stadt fehlt, einige bestehende Plätze sollten ausgebaut werden, in Sparwiesen fehlt ein Rasenspielfeld und die Vereine wünschen sich eine zusätzliche Halle.

Die Planer empfehlen aufgrund der Analyse vor allem den Ausbau und die Erweiterung des Sportzentrums am Haldenberg in der Kernstadt. Dort sollte aus ihrer Sicht ein Kunstrasensportplatz sowie ein zusätzliches Kunstrasen-Trainingsfeld gebaut werden und die Zuschauertribüne sollte zumindest eine Teilüberdachung bekommen.

Rasenspielfeld in Sparwiesen hat Priorität

Außerdem räumen sie dem Bau eines Rasenspielfelds in Sparwiesen Priorität ein. Weiter empfehlen sie, in Sparwiesen, Holzhausen und Nassachmühle Mehrzweck-Kunststoffspielfelder zu bauen, die von den Schulen und Vereinen sowie als öffentliche Bolzplätze genutzt werden könnten. In der Kernstadt sollte aus der Sicht des Büros eine Leichtbauhalle oder eine multifunktionale Freiluft-Sporthalle gebaut werden, möglicherweise ebenfalls am Haldenberg, um die Hallen-Knappheit möglichst schnell und kostengünstig in den Griff zu bekommen.

In ihren Stellungnahmen zollten alle Fraktionen den Planern Respekt für deren gute Arbeit. Rainer Frey und Werner Wendl (Freie Wähler) drangen darauf, das Rasenspielfeld in Sparwiesen vor alle anderen Projekte zu stellen. Wendl machte davon sogar seine Zustimmung zu der Vorlage abhängig. Wittlinger hingegen empfahl den Räten, die Projekte nicht gegeneinander auszuspielen. Die Verwaltung werde versuchen, den Rasenplatz und die Leichtbauhalle am Haldenberg parallel zu entwickeln. Das Gremium einigte sich schließlich bei zwei Gegenstimmen darauf, das Konzept abzusegnen und das Rasenspielfeld in Sparwiesen, das Kunstrasenfeld am Haldenberg sowie die Leichtbauhalle dort gleichzeitig zu entwickeln.

Ein Kompass für die Kommune

Uhingen - Wenn die Stadträte in Uhingen über neue Projekte diskutieren, werden sie von nun an auch öfter das jetzt verabschiedete Stadtentwicklungskonzept 2030 hervorholen. Das 150 Seiten starke Papier gibt vor, wie sich die Kommune in den kommenden zehn bis 15 Jahren entwickeln soll. Es beschreibt sieben Handlungsfelder, 26 Leitziele und insgesamt 106 Maßnahmen, die zur Verwirklichung der Leitziele beitragen sollen.

Rund eineinhalb Jahre lang haben die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die Stadträte und auch viele Bürger an dem aufwendigen Konzept gearbeitet. Letztere wurden im Rahmen einer Fragebogenaktion um ihre Einschätzung der aktuellen Situation der Kommune und zu deren Zukunftsaufgaben befragt. Außerdem konnten sie sich bei Workshops einbringen. Die Agenturen Stadtentwicklung GmbH in Stuttgart (Steg) und Agos (Arbeitsgruppe Objekt und Stadtplanung) hatten für 90 000 Euro die professionelle Begleitung des gesamten Prozesses übernommen.

Das Konzept soll der Stadt dem Hauptamtsleiter Reinhard Goldmann zufolge dabei helfen, im Wettbewerb mit den anderen Städten im Landkreis zu bestehen. Es soll die Entwicklung der Stadt Uhingen und ihrer Stadtteile so voranbringen, dass die Kommune für ihre Bürger attraktiv bleibt – auch im Blick auf die vielen anstehenden gesellschaftlichen Veränderungen, etwa den demografischen Wandel. Der Bürgermeister Matthias Wittlinger sagte deswegen, das Papier sei nicht für die Schublade gedacht, sondern als Arbeitspapier, das immer wieder hervorgeholt und weiterentwickelt werden müsse.