Wie eine Volksheldin wird Nadeschda Sawtschenko in ihrer Heimat Ukraine gefeiert, seit sie aus einer Gefängniszelle in Russland heimkehrte. Auch eine Präsidentschaftskandidatur kann sich die Soldatin vorstellen.

Kiew - Die aus russischer Haft entlassene Ukrainerin Nadeschda Sawtschenko kann sich eine Kandidatur für das Präsidentenamt vorstellen. Am liebsten wolle sie aber in die Armee zurückkehren und wieder fliegen, sagte die Kampfpilotin am Freitag in Kiew bei ihrer ersten Pressekonferenz nach der Rückkehr. Sie freue sich auf die Arbeit im Parlament, in das sie in Abwesenheit gewählt worden war. „Ich muss das aber lernen, denn ich kenne nur zwei Strukturen von innen: die Armee und das Gefängnis“, sagte die 35-Jährige.

 

Sawtschenko rief den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, die moskautreuen Separatisten in der Ostukraine zum Rückzug zu bewegen. „Was ich Putin sagen würde? Lass die Ukraine los. Lass jedes Land los, an das du dich klammerst. Quäle die Menschen nicht“, sagte die Soldatin. Die im Minsker Friedensabkommen festgelegten Wahlen in der Ostukraine bezeichnete sie als undurchführbar. „Es kann jetzt keine Wahlen geben - die Grenze (zu Russland) ist nicht geschlossen. Solange wir nicht alles selbst entscheiden, sind Wahlen unmöglich.“

Sie sei bereit, sich an jeder Stelle für ihr Land einzusetzen. „Ukrainer, wenn ihr es für nötig haltet, dass ich Präsidentin werde, gut, dann werde ich Präsidentin“, erklärte Sawtschenko.

Russland hatte die in einem umstrittenen Prozess wegen Mordes zu 22 Jahren Haft verurteilte Sawtschenko begnadigt und am Mittwoch an ihr Heimatland überstellt. Dafür kehrten zwei Russen, die vermutlich als Soldaten in der Ostukraine gekämpft hatten, nach Moskau zurück. Sawtschenko war 2014 im Kriegsgebiet gefangengenommen und nach Russland verschleppt worden.

Die prowestliche Führung in Kiew beklagte unterdessen den Beschuss ihrer Stellungen in der Unruheregion durch die Aufständischen. Innerhalb von 24 Stunden seien 14 Soldaten verletzt worden, sagte Sprecher Andrej Lyssenko. Die Separatisten wiesen dies zurück.