Am Ulmer Hauptbahnhof verbaut die Bahn gut 100 Millionen Euro. Der Felsgrund macht Probleme.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Der Durchbruch des Albabstiegstunnels, die Feierreden und der Sekt – alles Freuden von gestern für Stefan Kielbassa. Der Bahn-Projektleiter für die die ICE-Neubaustrecke zwischen Hohenstadt und dem Ulmer Hauptbahnhof hat sich neuen Hürden zugewandt, die mit dem Umbau des Ulmer Hauptbahnhofs zusammenhängen. 2021 soll der Personen- und Güterverkehr von dort Richtung Stuttgart im Vollbetrieb laufen, gut 100 Millionen Euro werden bis dahin investiert.

 

Viele Hürden

Derzeit wird der Trog vorangetrieben, in dem die Züge aus dem Tunnel geführt werden. Auf dem Weg zu den Bahnsteigen liegen aber Hürden: beispielsweise die Gleise der Brenzbahn von Ulm Richtung Aalen, sie müssen höher gelegt werden, auf eine Fachwerkbrücke, die den Trog später überspannen wird. Im Frühsommer wird die Brücke eingeschoben, Anfang Oktober wird der komplette Schienenverkehr Richtung Aalen für die Gleisanbindung rund eine Woche lang gesperrt werden müssen.

Im kommenden Jahr müssen die Gleise der Filstalbahn verlegt werden. Der Schienenfernverkehr wird dann über das bayerische Günzburg geleitet; auf ein bis zwei Wochen veranschlagt der Projektleiter Kielbassa die Vollsperrung. Aber nicht alles ist planbar. Der Ulmer Felsgrund sei durchzogen von „alten Erosionsrinnen“. So hätten Probebohrungen schon einen Felswiderstand in einer Tiefe von zwei Metern gezeigt. „Und dann geht es direkt daneben doch acht Meter tief hinab“, sagt Kielbassa. Das führe immer wieder zu „katastrophal veränderten Baubedingungen“.

Weitere Unwägbarkeiten

Bisher haben die Zeitpuffer gereicht. Kielbassa sagt das so: „Wir sind im Zeitplan, was den kritischen Pfad anbelangt.“ Doch es gibt eine weitere Unwägbarkeit: Parallel zur Bahn bauen die Stadtwerke Ulm eine neue Straßenbahnlinie von der Innenstadt zur Universität auf dem Eselsberg. Eine völlig neue Straßenbahnbrücke zieht sich über die Bahn-Baustelle. „Wir haben hier keinen Platz zum Bauen“, beklagt der Projektleiter, das bereite ihm „Kopfzerbrechen“. Seine Baustelle müsse sich „langsam durch diesen Bahnhof durchfressen“. Oberste Prämisse sei, dass der laufende Verkehr nicht unterbrochen werden dürfe. Damit das gelinge, habe das Ulmer Stellwerk, das alle Weichenmotoren und Signalanlagen steuere, betrieben mit Relaistechnik aus den 60er Jahren, eine ganz neue „Relaislogik“ bekommen. Nun, da dies geschehen sei, könne von dieser Logik nicht mehr abgewichen werden.

Dass die Ulmer sich empören wie die Stuttgarter, will die Bahn unbedingt verhindern. Und doch haben Kielbassa Briefe und Mails zorniger Anwohner erreicht. Als „Monster“ seien Bahnmitarbeiter bezeichnet worden. Sogar die „Verhöhnung der Opfer von Aleppo“ sei während der Sprengarbeiten im Tunnel einmal beklagt worden. Zum Ende der Arbeiten am Albabstiegstunnel hatte die Bahn die Arbeiten nachts komplett eingestellt.