Im Monster-Spielfieber toben Jugendliche in Ulm über Gräber. Ein empörter Friedhofsbesucher beschwert sich bei der örtlichen CDU. Deren Bürgermeister zeigt Verständnis, ist jedoch gegen ein Verbot.

Ulm - Friedhöfe sollen nach Überzeugung von Ulmer Christdemokraten für die Jagd auf digitale Pokémon-Monster tabu sein. Mit einem entsprechenden Antrag hat sich die CDU-Fraktion im Rathaus der Donaustadt an Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) gewandt. Der reagierte am Dienstag verständnisvoll, sprach sich zugleich aber gegen ein Verbot aus.

 

Anlass für den Antrag sei die Beschwerde eines Bürgers über Jugendliche, die in der Weihnachtszeit beim Pokémon-Go-Spielen über Gräber gelaufen seien, sagte Fraktionschef Thomas Kienle. Der Mann habe geltend gemacht, dass die Totenruhe seiner Mutter gestört worden sei.

„No-Go-Areas für Pokémon Go“

Von der Stadtverwaltung verlangte die CDU-Fraktion, sie solle prüfen, „ob auf Friedhöfen noch Pokémons zu finden sind“. Falls ja, müsse sie sich mit dem Spielevertreiber Nintendo in Verbindung setzen, um dort Pokémon-freie Zonen einzurichten. Ansonsten müsse die Benutzungsordnung der insgesamt 13 Friedhöfe angepasst werden.

„Friedhöfe sind aus meiner Sicht No-Go-Areas für Pokémon Go“, sagte Czisch. „Neue Verbote braucht es dafür aber nicht. Wir appellieren vielmehr an die Spielenden, zu überdenken, wie ihr Verhalten in der realen Welt wirkt, und Rücksicht zu nehmen auf die Gefühle von Trauernden.“

Beschwerden wegen der Störung der Totenruhe gab es auch schon in anderen Städten, darunter in Großbritannien und Schweden. Dort wurden Pokéstops - Stationen, an denen Spieler ihre Ausrüstung auffüllen können - auf Friedhöfen aus dem Spieleprogramm entfernt. 2016 hatte sich der Kölner Dom mit der Forderung durchgesetzt, die Monsterjagd aus dem Inneren der Kirche zu verbannen.