Der von EnBW-Chef Frank Mastiaux angekündigte Umbau des Energieriesen nimmt konkrete Formen an. Fünf zentrale Tochterunternehmen werden in den Mutterkonzern integriert.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Der von Konzernchef Frank Mastiaux angekündigte Umbau der EnBW nimmt konkrete Formen an. Wie Unternehmen, Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi am Donnerstag mitteilten, werden fünf bisher als eigenständige Töchter geführte Kerngesellschaften mit der Mutter EnBW AG verschmolzen. Mastiaux verspricht sich von der neuen Struktur, die am Mittwoch bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung mit Zustimmung der Arbeitnehmerseite beschlossen wurde, schnellere Entscheidungen und jährliche Einsparungen in „deutlich zweistelliger Millionenhöhe“. Genaue Zahlen wurden nicht genannt.

 

Die EnBW betont, dass es bei der Umstrukturierung nicht darum gehe, über das laufende Sparprogramm Fokus hinaus Personal abzubauen. Allerdings entfallen durch die Integration der Töchter etliche Führungspositionen. Auch die entsprechenden Aufsichtsgremien werden überflüssig. Davon sind laut Betriebsrat je 25 bis 30 Vertreter von Kapital- und Arbeitnehmerseite sowie Mitarbeiter in deren Umfeld betroffen, die anderweitig beschäftigt werden sollen.

„Unser Ziel ist es, die EnBW zukunftsgerichtet mit einer effizienten, schlagkräftigen und modernen Organisationsstruktur neu aufzustellen“, sagte Mastiaux. Während Aufgaben wie Personalverwaltung, Rechnungswesen oder Controlling bislang in jeder einzelnen Tochtergesellschaft getrennt erledigt werden, sollen sie künftig an einer Stelle gebündelt werden. Die Details der neuen Führungsstruktur will die EnBW in den nächsten Monaten erarbeiten.

Die Verschmelzung soll Anfang 2014 abgeschlossen sein

Die Einigung mit Betriebsrat und Gewerkschaft zeige, „dass Management und Arbeitnehmervertreter gemeinsam und verantwortungsvoll an einem Strang ziehen“, sagte der EnBW-Chef. Auch die Arbeitnehmerseite äußerte sich positiv zum Ergebnis der Verhandlungen. „Unser oberstes Ziel war es, auch weiterhin eine starke und mitarbeiternahe Mitbestimmung im Interesse unserer Kolleginnen und Kollegen zu erhalten. Beides ist uns, dies glaube ich, gelungen“, sagte Dietrich Herd, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und Sprecher der EnBW-Betriebsräte. Auch die ursprünglichen Pläne der EnBW, einen Teil der Belegschaft in Gesellschaften mit niedrigeren Tarifen auszulagern, seien vom Tisch. Die künftige Struktur der Arbeitnehmervertretung regelt ein Tarifvertrag, der vor der Aufsichtsratssitzung abgeschlossen wurde. Demnach soll es vier Spartengesamtbetriebsbeiräte und einen Konzernbetriebsrat geben.

Die Verschmelzung der Tochterfirmen mit dem Mutterkonzern soll im ersten Halbjahr 2014 abgeschlossen sein. Konkret geht es um folgende Unternehmen: Die EnBW Erneuerbare und konventionelle Erzeugung AG, in der alle nicht nuklearen Stromerzeugungskapazitäten gebündelt sind, die EnBW Vertrieb GmbH, die EnBW Trading GmbH (Handel mit Strom, Gas und Emissionszertifikaten), die EnBW Systeme Infrastruktur Support GmbH (IT und Personal) sowie die EnBW Operations GmbH, die unter anderem für Abrechnungen und Kundenbetreuung zuständig ist. Gleichzeitig soll die zentrale Holding entfallen, die früheren Angaben zufolge bis zu 700 Mitarbeiter zählt.

Bei den Detailverhandlungen könnten sich Konflikte auftun

In den auf die Mutter übergehenden Tochterfirmen sind nach Unternehmensangaben 6550 der knapp 20 000 Konzernmitarbeiter beschäftigt. Selbstständige Töchter soll es nur noch aus rechtlichen oder steuerlichen Gründen geben. So werden die für den Betrieb der Stromnetze verantwortlichen Gesellschaften Transnet BW (Übertragungsnetze) und EnBW Regional AG (Verteilnetze) weiter als 100-Prozent-Töchter geführt. Hintergrund ist die Verpflichtung zur Trennung von Stromerzeugung und Netzbetrieb, die mehr Wettbewerb bringen soll. Auch die EnBW Kernkraft GmbH bleibt eigenständig.

Betriebsrat Herd führt die schnelle Einigung auch auf den bei der EnBW traditionell stark ausgeprägten Konsenswillen von Arbeitgeber und Arbeitnehmern zurück. „Wenn wir die nötige Neuausrichtung blockieren, schadet das dem Unternehmen und damit letztendlich auch der Sicherheit unserer Arbeitsplätze“, sagte er. Dennoch könne sich bei den Detailverhandlungen in den nächsten Wochen noch das eine oder andere Konfliktfeld auftun.