Elf Neuzugänge, zehn Abgänge – der VfB Stuttgart war auf dem Transfermarkt mächtig aktiv. Weil das Zutrauen in die Aufstiegsmannschaft für die Bundesliga nicht groß genug war.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Hannes Wolf machte ein nachdenkliches Gesicht. „Ist das tatsächlich so?“, erwiderte er auf eine Frage nach dem 1:0-Sieg gegen Mainz 05, wonach in seiner Startelf nur noch fünf Aufstiegshelden zu finden waren: Christian Gentner, Benjamin Pavard, Marcin Kaminski, Simon Terodde und Timo Baumgartl. Der Rest waren Neuzugänge, von denen am letzten Tag der Transferperiode noch Andreas Beck hinzukam.

 

So hat der VfB Stuttgart für 25,7 Millionen Euro elf neue Spieler verpflichtet. Ihnen stehen die Abwanderer Mitch Langerak, Florian Klein, Alexandru Maxim, Toni Sunjic, Benjamin Uphoff, Boris Tashchy, Jean Zimmer, Tobias Werner, Jérome Onguéné und Julian Green gegenüber – zehn an der Zahl, für die der Club 5,5 Millionen auf seinem Konto verbuchen kann. Dass mit Matthias Zimmermann nicht noch ein weiterer hinzukam, liegt daran, dass ein Wechsel nach England im letzten Moment geplatzt ist. Am Donnerstag verletzte sich der Mittelfeldspieler auch noch schwer – er riss sich das Kreuzband im linken Knie.

Onguéné hat keine Minute gespielt

Der VfB betreibt einen Radikalumbruch – einen, wie es ihn in dieser Form nur nach dem Abstieg 2016 gegeben hat. Die Fans beim Spiel gegen Mainz plagten jedenfalls noch Zuordnungsprobleme. Akolo wo? Mangala wer? Wie könnte es anders sein, wurde der Kader doch erst während der Wechselperiode im vergangenen Winter kräftig durcheinandergewirbelt. Damals holte der mittlerweile entlassene Sportchef Jan Schindelmeiser in Jérome Onguéné, Josip Brekalo, Ebenezer Ofori und Julian Green bereits vier Neue. Sie galten als Perspektivspieler für die Bundesliga. Dass in Green (auf Leihbasis zu Greuther Fürth) und Onguéné (an RB Salzburg verliehen) zwei von ihnen ein halbes Jahr später schon wieder weg sind, zeigt, dass Schindelmeiser auch mal daneben lag. Einen frisch verpflichteten Spieler wie Onguéné ohne eine einzige Minute Einsatzzeit wieder abzugeben, dürfte auch beim mit kuriosen Spielergeschichten reich gesegneten Club aus Cannstatt ein Novum darstellen. 2,5 Millionen Euro war der Franzose dem VfB vor einem halben Jahr noch wert

„Sie glauben doch nicht, dass wir mit der Mannschaft, die zu Beginn der vergangenen Saison auf dem Platz stand, den Aufstieg geschafft hätten“, meinte Schindelmeiser vor wenigen Wochen. Wie schon in seiner Zeit in Hoffenheim wollte der Manager der Zeit einen Schritt voraus sein. Im Winter 2008 investierte er beim damaligen Zweitligaaufsteiger im Vorgriff auf die Bundesliga 16 Millionen Euro in in Carlos Eduardo, Demba Ba, Chinedu Obasi und Vedad Ibisevic. Der Plan ging auf – wie auch jener von Ralf Rangnick bei Vorjahresaufsteiger RB Leipzig. Nach Erreichen des Etappenziel drückte Rangnick zahlreichen Aufstiegshelden die Hand: Danke, das war’s! Als Gegenbeispiel dient der SC Freiburg. Hier lautete nach dem Comeback in der Bundesliga die Devise: Eingespieltheit ist Trumpf! Platz sieben am Ende gab den Verantwortlichen recht.

Emotionale Bindung an die Helden des Aufstiegs

Beim VfB und seinem neuen Sportchef Michael Reschke war das Vertrauen in die Helden vom Mai offenbar nicht ganz so groß. Dafür die Sorge, mit dieser Mannschaft den Herausforderungen in Liga eins nicht gewachsen zu sein. Bestes Beispiel: Mitch Langerak. In der Mannschaft als Teamplayer geschätzt und bei den Fans beliebt, gaben am Ende seine fußballerischen Schwächen den Ausschlag dafür, dass die sportliche Führung den Daumen senkte – und Ron-Robert Zieler verpflichtete. Langerak sucht jetzt in der Primera Division sein Glück; an seine Stelle rückt Torwart-Neuling Alexander Meyer, die neue Nummer zwei im Tor.

Oder Alexandru Maxim. Für die Fans wird sein Bild auf ewig mit dem Aufstieg 2017 in Verbindung bleiben, was weniger mit seinen Leistungen auf dem Platz als mit seiner Showeinlage bei der Meisterfeier zu tun hat. Aber der Fußball lebt nun einmal von seinen Emotionen. Diese bei den Fans neu zu entfachen, wird sicher noch dauern. Zumindest Holger Badstuber hat bewiesen, dass es aber auch ganz schnell gehen kann.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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