Die aktuelle Umfrage von StZ und SWR vor der Landtagswahl sieht Grün-Rot und Schwarz-Gelb fast gleichauf. Guido Wolf, der CDU-Herausforderer des Regierungschefs Winfried Kretschmann (Grüne) kommt bei den Befragten allerdings nicht gut an.

Stuttgart - Grün-Rot und Schwarz-Gelb liegen annähernd gleich auf, aber keinem der beiden Lager würde es zu einer Regierungsmehrheit reichen, denn mit der AfD wären im nächsten Landtag fünf Parteien vertreten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Berliner Meinungsforschungsinstitutes Infratest Dimap im Auftrag von Stuttgarter Zeitung und SWR.
 

 


Die CDU wäre demnach weiter die stärkste Partei und erzielte mit 39 Prozent dasselbe Ergebnis wie bei der Landtagswahl 2011. Die Grünen erreichten 26 Prozent, 1,8 Punkte mehr als bei der letzten Wahl. Die SPD würde dagegen weitere 6,1 Punkte auf 17 Prozent verlieren. FDP und AfD erreichten beide fünf Prozent, die Liberalen holten bei der zurückliegenden Wahl 5,3 Prozent. Die Linke schaffte vier Prozent und wäre nicht im Landtag. Allerdings waren 27 Prozent der Befragten noch unschlüssig über ihre Präferenzen.

Asylthema hilft der CDU nicht

Beim aktuell wichtigsten Politik-Thema, der Flüchtlingsfrage, zeigt sich, dass die CDU nicht punkten kann. Nur 17 Prozent der Befragten glauben, dass eine CDU-geführte Landesregierung die Probleme besser lösen könnte als die amtierende; 65 Prozent glauben das nicht. Sogar Unionsanhänger sehen mehrheitlich die CDU nicht als die bessere Alternative in der Flüchtlingsthematik.
 


Die Zufriedenheit mit der grün-roten Landesregierung und ihrem Spitzenmann, dem grünen Regierungschef Winfried Kretschmann bröckelt leicht ab. Aber der Herausforderer des Ministerpräsidenten, der CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf kann daraus – zumindest bisher – noch kein Kapital schlagen. Er ist vielen gar nicht bekannt oder erhält ein eher schlechtes Zeugnis für seine bisherige Arbeit. Somit darf man sagen: Die Grünen profitieren von ihrem Spitzenpolitiker Kretschmann; Wolf hingegen bringt der CDU keine neuen dynamischen Impulse.

Das hohe Ansehen des grünen Ministerpräsidenten zieht sich durch alle Umfragen seit der Landtagswahl 2011. Aktuell hat es durchaus etwas gelitten, Kretschmann ist von seinem Rekordwert vom März dieses Jahres um fünf Punkte zurück gefallen. „Nur“ noch 67 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden oder gar sehr zufrieden. Das sind aber immer noch zwei Drittel der Befragten. 20 Prozent sind nicht mit der Arbeit des Regierungschefs einverstanden. Zwölf Prozent trauten sich kein Urteil zu oder gaben an, Kretschmann nicht zu kennen.
 


Kretschmann belegt damit im Vergleich mit seinen Kollegen aus anderen Ländern nach wie vor einen Spitzenplatz. Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ist mit 76 Prozent zufriedenen Hanseaten im Rücken Deutschlands beliebtester Landeschef, gefolgt von der Saarländerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) mit 75 Prozent. Dann kommt schon Kretschmann. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel bringt es auf 63 Prozent „Likes“.
 


Hinzu kommt, dass Kretschmann nach wie vor seine Zustimmung nicht nur aus dem eigenen Lager bezieht. Natürlich finden 90 Prozent der der Anhängerschaft der Grünen zuzurechnenden Befragten in Ordnung, was Kretschmann so macht. Aber auch bei den CDU-Sympathisanten haben 72 Prozent nichts an dem Grünen auszusetzen. Guido Wolf schafft bei seiner eigenen Klientel nur 41 Prozent Zustimmung.

Guido Wolf macht keine gute Figur

A propos Wolf: Insgesamt erfährt er nur 24 Prozent Zustimmung, auf der anderen Seite aber 27 Prozent Unzufriedenheit. Bei einem solchen Unterschied sind Vergleiche nur beschränkt aussagefähig. Aber die Zahlen legen nahe, dass Kretschmann und Wolf in ähnlichen Zielgruppen erfolgreich um Sympathie buhlen; beide kommen bei Männern etwas besser an als bei Frauen, beide auch bei Älteren mehr als bei Jüngeren. Beide wissen, dass sich jüngere Leute nicht sehr für Politik interessieren – für Landespolitik schon gar nicht. Es mag Wolf ein Trost sein, dass 20 Prozent der 18- bis 29-Jährigen angaben, Kretschmann nicht zu kennen. In der Gruppe hat auch Wolf noch erheblichen Nachholbedarf: 51 Prozent der Befragten in dieser Altersklasse sagte der Name Guido Wolf nichts.


 

Insgesamt antworteten 47 Prozent der Befragten, sie würden Guido Wolf nicht kennen oder könnten ihn nicht beurteilen. Da muss der CDU-Spitzenmann noch einige Touren durchs Land machen, um diese Zahlen zu drehen. Seine Sommertour hat allerdings nicht viel gebracht, denn im Vergleich zur März-Umfrage haben sich Wolfs Werte eher verschlechtert als verbessert.


Die Schwäche Wolfs zeigt sich auch, wenn man fragt, wem die Wahlberechtigten ihre Stimme geben würden, wenn sie den Ministerpräsidenten direkt wählen könnten. Kretschmann gewinnt mit 53 Prozent gegen Wolf (14 Prozent); der bekommt aber immerhin noch mehr Zuspruch als der SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid, den acht Prozent der Befragten zum Regierungschef wählen würden.
 


Auch da ist es wieder so, dass mit 44 Prozent mehr CDU-Anhänger Kretschmann wählen würden als den CDU-Mann; Wolf bringt es im CDU-Lager nur auf 29 Prozent. Auch wenn man die Spitzenkandidaten der großen Parteien zu den denkbaren Duellen paart, macht Wolf keine gute Figur. Kretschmann gewinnt immer, mit 62 zu zehn Prozent gegen Nils Schmid, mit 58 zu 16 Prozent gegen Wolf. Im Derby der Verlierer zieht Wolf aber auch gegen Schmid mit 28 gegen 32 Prozent den Kürzeren. Interessant in der Konstellation ist, dass sich auch FDP-Anhänger knapp (34 gegen 33 Prozent) für Schmid entscheiden würden. Aber auch die AfD-Fans neigen, wenn schon, dann eher zu Nils Schmid (24 Prozent) als zu Guido Wolf (15 Prozent).

Nils Schmid bleibt stabil

In diesen Gegenüberstellungen kommt der Sozialdemokrat Schmid eigentlich zu schlecht weg. Denn er ist der einzige der vier Spitzenleute, der nicht an Zustimmung verloren hat. 41 Prozent der Befragten sind zufrieden mit Schmids Job. Das sind so viele wie im März. Schmid hat sich seit zwei Jahren deutlich empor gearbeitet, 2013 konnte er erst 34 Prozent Zufriedene verbuchen. Seit März haben Kretschmann, Wolf und auch der FDP-Frontmann Hans-Ulrich Rülke verloren – Schmid aber nicht.

Oppositionspolitiker zu sein, ist kein Zuckerschlecken. Das gilt auch für Rülke. Wie sein CDU-Kollege Wolf erfährt auch er mehr Ablehnung (14 Prozent) als Zustimmung (zehn Prozent). Für 74 Prozent der Befragten aber ist Rülke ein unbeschriebenes Blatt, sie kennen ihn nicht oder können ihn nicht einschätzen.
 


Lösgelöst von einzelnen Personen ist die Zufriedenheit der Befragten mit der grün-roten Landesregierung seit März zwar um vier Punkte gefallen, mit 59 Prozent Zustimmung bei 38 Prozent Ablehnung aber auch im bundesweiten Vergleich weiterhin hoch – hier ist die CSU-geführte bayerische Landesregierung mit 69 Prozent Zufriedenheit führend vor Hamburg (67 Prozent), Niedersachsen und Brandenburg (jeweils 60 Prozent) und Baden-Württemberg. Zum Vergleich : die große Koalition in Berlin bringt es auf 53 Prozent Zustimmung, liegt also sechs Punkte unter der Südwest-Landesregierung.

Dass sich solche Zufriedenheitswerte in der Wahlkabine letztlich aber nicht gewinnbringend niederschlagen müssen, legen die anderen Zahlenergebnisse dieser Umfrage nahe. Es bleibt also spannend.