Erbschaften werden immer mehr zu einem Massenphänomen in Deutschland. Mehr als jeder Dritte hat mindestens schon einmal geerbt. Erben in Baden-Württemberg sind gut mit dabei, wie eine Studie aufzeigt.

Stuttgart - Jede fünfte Erbschaft in Deutschland hat einen Wert von mehr als einer Viertelmillion Euro. Das geht aus einer Studie der Quirin Privatbank und des Marktforschungsinstituts YouGov hervor. Wertsteigernd wirken dabei vor allem Immobilien, die künftig bei etwa jeder zweiten Erbschaft eine Rolle spielen dürften. Große Erbschaften gab es bisher am häufigsten in Hessen, wo jeder vierte Erbe mindestens 100 000 Euro vererbt bekam. Danach folgen Bayern, Hamburg und Baden-Württemberg (20 Prozent). Nimmt man den Schnitt aller 16 Bundesländer liegt der Anteil großer Erbschaften bei 16 Prozent.

 

Generell gibt es der Erhebung zufolge in Deutschland immer mehr Erbschaften. 35 Prozent der Bürger haben schon einmal geerbt. Auch hier ist Baden-Württemberg mit 36 Prozent leicht überdurchschnittlich. Obwohl im Südwesten überdurchschnittlich geerbt wurde, wird nirgendwo sonst so selten Erbschaftsteuer gezahlt wie hier, geht aus der Umfrage hervor. Bisher musste im Schnitt jeder siebte Erbe in Deutschland Erbschaftsteuern zahlen (14 Prozent), in Baden-Württemberg traf das nur in zehn Prozent der Fälle zu.

In Baden-Württemberg wird viel vererbt

Häuser, Grundstücke und Wohnungen sind der Studie zufolge bislang in jedem dritten Erbe erhalten, allerdings mit regionalen Unterschieden. So trifft dies in Rheinland-Pfalz auf 46 Prozent aller Erbschaften zu, in Baden-Württemberg auf 42 Prozent, in Sachsen aber nur auf 22 Prozent. Da jedoch jeder zweite, der künftig eine Erbschaft vergeben will, davon ausgeht, dass dazu auch Immobilien gehören werden, dürften die Anteile bundesweit deutlich zunehmen.

In Baden-Württemberg kündigen 55 Prozent der Bürger an, eine Erbschaft vergeben zu wollen – so viele wie in keinem anderen Bundesland. Der Bundesschnitt liegt hier bei 49 Prozent. Auch die in Zukunft zu vergebenden Erbschaften sind im Südwesten überdurchschnittlich hoch: 45 Prozent der angekündigten Erbschaften liegen bei ber 100 000 Euro. Das ist bundesweit der dritthöchste Wert hinter Rheinland-Pfalz (49 Prozent) und Bayern (48 Prozent). Der Bundesschnitt beträgt 40 Prozent.

Regionale Unterschiede gibt es auch bei Erbstreitigkeiten. Durchschnittlich treten diese bundesweit in rund 18 Prozent aller Fälle auf. Auseinandersetzungen zwischen Erben gab es nach der Erhebung am häufigsten in Bremen. Mehr als jeder vierte in der Hansestadt berichtet von Streitfällen. Baden-Württemberger streiten bei Erbschaften dagegen mit 17 Prozent etwas unterdurchschnittlich.

Geht es um die Regelung des Erbes, so gab jeder zweite Befragte an, er halte eine gleichmäßige Verteilung des Vermögens unter den Erben für gerecht. 20 Prozent finden es dagegen auch in Ordnung, wenn Menschen, die es nötig haben, mehr bekommen als andere oder sogar das gesamte Erbe. Knapp die Hälfte aller Deutschen fühlt sich nach der Befragung beim Thema Erben und Vererben nicht ausreichend informiert.

Die Quirin Privatbank und YouGov ermittelten ihre Erkenntnisse in 7432 Online-Interviews, die im April geführt wurden. Die Erhebung ist demnach repräsentativ für alle 16 Bundesländer.