Die meisten Stuttgarter haben kein Problem mit einem ausländischen Nachbarn. Das ergab eine Umfrage von Schülerreporterin Leoni Karnowsky.

Stuttgart - Es ist ein warmer Tag, und dementsprechend belebt ist der Stuttgarter Marienplatz. Viele Menschen genießen die Sonne, essen Eis, trinken Kaffee oder spielen Basketball. An dem Sprachwirrwarr lässt sich erkennen, dass an diesem Ort sehr viele unterschiedliche Nationen zusammentreffen: Italiener, Griechen, Türken und Kroaten.

 

Wir treffen die 33-jährige Susanne K., die mit ihrem kleinen Kind unter einem Baum Schatten sucht. Der hohe Migrantenanteil in manchen Stuttgarter Stadtteilen, sei so etwas wie "ein Selbstläufer", meint sie. "Sieht man, dass der türkische Friseur an der Ecke ein gutes Geschäft macht, so eröffnet man eben nebenan noch ein türkisches Restaurant", sagt sie. Sie stört der bunte Nationenmix überhaupt nicht. Allerdings weiß sie nicht, ob sich das ändern könnte, wenn ihr Kind älter wird.

Im Stuttgarter Westen ist die Migrantenquote im Durchschnitt

Ivan L. sieht das ähnlich. Er sagt, er stehe den Ausländern ziemlich neutral gegenüber, fügt aber noch mit einem Lachen hinzu: "Allerdings bin ich ja selbst auch Halbjugoslawe." Wir fahren weiter zum Feuersee im Stuttgarter Westen. Hier ist die Migrantenquote nach Angaben des Sozialatlasses nur durchschnittlich hoch. Wir unterhalten uns mit Tammy E., die gerade beim Lernen ist. Sie findet es gut, wenn viele Kulturen aufeinandertreffen, da dadurch auch der eigene Freundeskreis viel bunter werde. Wer in welchem Stadtteil wohne, meint sie, hänge natürlich auch vom Lebensstandard ab. "Mit einem niedrigen Gehalt kann man eben nicht jeden Tag essen gehen oder sich eine teure Wohnung leisten", sagt sie.

Trude B. geht gerade mit ihrem kleinen Enkel am See spazieren. Als wir sie fragen, warum sie glaubt, dass in diesem Stadtbezirk nicht so viele Ausländer wohnen wie in anderen, lacht sie kurz und fragt: "Ist die Migrantenquote hier wirklich eher durchschnittlich? Also mir kommt es eher so vor, als würden hier doch ganz schön viele Ausländer wohnen, wenn ich ehrlich bin. Aber das ist schon alles okay hier, so wie es ist."

Nach unserem kleinen Stadtspaziergang stellen wir fest, dass man den Stuttgartern wohl manches vorwerfen kann, eines jedoch auf keinen Fall: den Mangel an Toleranz und Offenheit.

Leonie Karnowsky (18), Akademie für Kommunikation, Stuttgart, 11. Klass. Dieser Text entstand im Rahmen der Aktion "Zeitung in der Schule".