Die Statistiker in Baden-Württemberg haben die Übernachtungen auf Freiluftplätzen des Landes gezählt. Das Ergebnis: Reizvolle Landschaften werden beliebter, aber auch der Städtetourismus boomt bei den Freiluftliebhabern.

Stuttgart - Urlaub unter freiem Himmel liegt im Trend. Die 342 Campingplätze in Baden-Württemberg verzeichneten laut dem Statistischen Landesamt 2014 gut 3,4 Millionen Übernachtungen, das ist eine Zunahme um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die mobilen Gäste sind für die Tourismusbranche in Baden-Württemberg ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, dem ein Umsatz von 170 Millionen Euro zugeschrieben wird. Bundesweit liegt Baden-Württemberg aufgrund der Zahl der Übernachtungen auf Rang fünf hinter den Bundesländern Bayern (4,7 Millionen), Mecklenburg-Vorpommern (4,2 Millionen), Niedersachsen (4 Millionen) und Schleswig Holstein (3,5 Millionen).

 

Die Betreiber der Plätze allerdings unternehmen auch einige Anstrengungen, um ihren Gästen Komfort, Freizeitspaß und insbesondere für Kinder wetterunabhängige Angebote zu bieten, sagt Kerstin Boger, die Geschäftsführerin des Landesverbands der Campingplatzunternehmer in Baden-Württemberg. So ließen sich inzwischen mehr als 60 Prozent der im Landesverband organisierten Betriebe zertifizieren nach den deutschlandweit geltenden Richtlinien des Bundesverbands BVCD und des Deutschen Tourismusverbands (DTV). Sie vergeben als Qualitätszeichen einen bis fünf Sterne. Im Südwesten gebe es bundesweit die meisten klassifizierten Campingplätze. Und diese haben vor allem im sportlichen Bereich einiges zu bieten – von Wasserski, Stand-up-Paddling, Angeln über Reiten, Radeln; einige Plätze haben Freibäder oder einen Streichelzoo, andere setzen auf Wellness und haben etwa ein Saunafass im Angebot, manche sogar richtige Saunalandschaften. Für Kinder gibt es Freizeitspaß in der Natur oder sie können in eigens bereitgestellten Räumen basteln, spielen oder in die Kinderdisco.

Acht Plätze in Baden-Württemberg sind besonders beliebt

All diese Anstrengungen finden auch Niederschlag in Bewertungsportalen, sagt Boger und verweist auf den „Camping.Info Award 2015“ . Acht Campingplätze aus Baden-Württemberg seien auf diesem Portal nach 91 000 Gäste-Bewertungen unter die hundert besten Plätze in Europa gewählt worden. Am beliebtesten ist demnach im Südwesten der Platz „Ferien Camping Münstertal“ im Südschwarzwald mit 310 Stellplätzen auf einer Fläche von 4,9 Hektar (Rang 32).

Mit weitem Abstand sind es deutsche Gäste, die Urlaub im eigenen Land machen, dies gilt sowohl bundesweit (85 Prozent Inländer), als auch für Baden-Württemberg (75 Prozent). Die meisten ausländischen Gäste im Südwesten kommen aus den Niederlanden, aus der Schweiz, aus Frankreich und Großbritannien.

Überraschend ist für die Landesverbandsgeschäftsführerin der überdurchschnittliche große Zuwachs bei den Übernachtungen im Hegau – dort wird ein Plus von 23,8 Prozent bei 125 157 Übernachtungen verzeichnet. Eine plausible Erklärung dafür hat sie nicht. Hoch ist der Zuwachs mit 8,8 Prozent (492 901) auch im nördlichen Baden-Württemberg, dicht gefolgt vom Bodensee, plus 8,7 Prozent (791 856), Bodensee-Oberschwaben (plus 8,4 Prozent, 1 055 613 Übernachtungen) sowie der Region Stuttgart (8 Prozent Zuwachs und 81 422 Übernachtungen).

Die Wilhelma und das Daimler Museum kommen gut an

In der Region Stuttgart allerdings, so verdeutlicht Boger, gebe es nur zwei Campingplätze – im Murrhardter Wald und in der Landeshauptstadt Stuttgart auf dem Cannstatter Wasen. Tatsächlich boomt dort seit etwa drei Jahren der Städtetourismus. Die meisten Gäste blieben zwei, drei Tage, der Renner, sagt Campingplatzgeschäftsführer Jürgen Kaufmann, seien das Daimler Museum und die Wilhelma. Fast drei Viertel der Gäste nennen diese zu Fuß erreichbaren Ziele. Das Publikum sei international, Schüler und Studenten in Zelten ebenso wie kaufkräftige Ruheständler im Wohnmobil. Spitzenreiter bei der Zahl der Übernachtungen allerdings ist mit weitem Abstand der Schwarzwald mit 1 631 625 Übernachtungen (plus 3,9 Prozent).