Die Zufriedenheit der Menschen mit der grün-roten Regierung ist weiter gewachsen. Vor allem der Ministerpräsident Winfried Kretschmann baut seine Popularität aus.

Stuttgart - Es bleibt ein Faktum: Winfried Kretschmann ist die Galionsfigur der grün-roten Landesregierung. Der Ministerpräsident genießt bei der Bevölkerung ein Vertrauen, wie es vor ihm lange kein Politiker im Südwesten erreicht hat. 70 Prozent der wahlberechtigten Baden-Württemberger sind mit „Kretsche“ zufrieden oder sehr zufrieden. Der Regierungschef hat seine Popularität während der gut dreijährigen Amtszeit deutlich ausbauen können – von 44 Prozent auf den aktuellen Rekordwert. Zum Vergleich: Günther Oettinger (CDU) schaffte 2006 eine Zuspruchsrate von 53 Prozent, Stefan Mappus (CDU) 2011 von 33 Prozent. Laut der aktuellen Umfrage von Infratest-dimap im Auftrag von SWR und Stuttgarter Zeitung legte Kretschmann gegenüber dem Mai-Wert um vier Prozentpunkte zu.

 

Schaut man sich den MP-Fanclub genauer an, fällt auf, dass er vor allem bei den Senioren punkten kann. 81 Prozent der 60-jährigen und Älteren finden den Sigmaringer spitze. Von Altersgruppe zu Altersgruppe sinkt dieser Wert. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist die Zustimmung mit 58 Prozent am niedrigsten. Die Ablehnung ist in dieser Gruppe mit 26 Prozent bedeutend höher als bei den Senioren mit 15 Prozent. In dieser Altersgruppe kennt man den Koalitionsvormann aber auch am wenigsten; für 14 Prozent der Befragten trifft das zu, bei den Senioren sind es nur drei Prozent.

Landespolitik interessiert Jüngere nicht

Die Landespolitik interessiert die Jüngeren nicht so sehr. Das ist vor allem für die weniger populären Politiker ein Problem. Nils Schmid zum Beispiel: der stellvertretende Regierungschef und Vormann der Sozialdemokraten hat seine persönlichen Zustimmungswerte zwar fast so stark ausbauen können wie Kretschmann. Er hat drei Punkte gutgemacht und kommt jetzt auf 38 Prozent an Zufriedenen. Während Kretschmann aber insgesamt nur sieben Prozent nicht kennen oder sich kein Urteil über ihn zutrauen, sind es bei Schmid satte 32 Prozent. Auch bei ihm machen das vor allem die Altersgruppen der 30- bis 44-Jährigen und der 18- bis 29-Jährigen aus.

Das gilt für alle Politiker, auch die von anderen Parteien. Mit Aussagen über den CDU-Landeschef Thomas Strobl halten sich 41 Prozent der Befragten zurück, von den jüngeren Stimmberechtigten sind es 52 Prozent. Zu seinem Konkurrenten um die Spitzenkandidatur für die Union bei der Landtagswahl, Guido Wolf, fällt jeweils 54 Prozent der Befragten nichts ein; er schneidet bei den 30- bis 44-Jährigen mit 62 Prozent sogar noch schlechter ab. Zum Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) können oder wollen sich 48 Prozent der Befragten nicht äußern, bei den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 70 Prozent. Der FDP-Fraktionsschef Hans-Ulrich Rülke sagt 72 Prozent der Befragten nichts, bei den Jüngeren sind es 77 Prozent.

Ausgewogenheit von Männern und Frauen

Eher unauffällig ist der Befund, wenn man die Zufriedenheitswerte nach dem Geschlecht der Befragten sortiert. Bei den meisten Politikern herrscht Ausgewogenheit zwischen Männern und Frauen. Nur Nils Schmid schneidet bei Frauen deutlich besser ab als bei Männern. Thomas Strobl kommt bei Männern besser an, genauso Winfried Hermann.

Höchst interessant zu sehen ist, wie die Sympathiewerte bei den verschiedenen Parteilagern aussehen. Dass Kretschmann bei 95 Prozent der Grünen-Anhänger Zufriedenheit genießt, überrascht nicht. Eher schon, dass es selbst bei potenziellen CDU-Wählern 68 Prozent sind, ja sogar bei AfD-Fans 58 Prozent. Mit dem CDU-Landeschef Thomas Strobl sind nur 44 Prozent der CDU-Sympathisanten zufrieden, mit Guido Wolf sogar nur 34; wie erwähnt leiden die beiden unter einem schwachen Bekanntheitsgrad. Für Nils Schmid vielleicht beeindruckend ist, dass 57 Prozent der SPD-Anhänger mit ihm zufrieden sind, aber 62 Prozent des Grünen-Lagers.

AfD sammelt Ablehnungspotenzial

Das Personal ist für Parteistrategen nur ein wichtiger Punkt. Ein anderer tut sich auf, wenn man eine weitere Frage ansieht. Die allgemeine Zufriedenheit mit der Landesregierung hat im November gegenüber dem Mai um zwei Punkte auf 60 Prozent zugenommen. Die Zustimmungswerte von Grünen und SPD sind naturgemäß hoch. Die CDU müsste aber alarmieren, dass unter ihrer Anhängerschaft die Zustimmung zu Grün-Rot 54 Prozent beträgt. Das Ablehnungspotenzial konzentriert sich bei der AfD. Nur 25 Prozent der AfD-Anhänger sind mit der jetzigen Landesregierung einig. 74 Prozent hingegen lehnen sie ab; bei den CDU-Anhängern ist das mit 43 Prozent nur die Minderheit. Da die FDP der Umfrage zufolge mit drei Prozent nicht mehr in den Landtag käme, die AfD mit fünf Prozent hingegen schon, muss sich die CDU fragen, wie sie ihren Wahlkampf ausrichtet.

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