Nach dem Rekordergebnis des vorigen Jahres fällt die Halbjahresbilanz der deutschen Kinos für 2016 deutlich bescheidener aus. Bis Ende Juni kamen zwar 315 neue Filme und damit 25 mehr auf die Leinwand, als im Vorjahreszeitraum. Doch die ganz großen Umsatzknüller fehlten.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Nach dem Rekordergebnis des vorigen Jahres fällt die Halbjahresbilanz der deutschen Kinos deutlich bescheidener aus. Bis Ende Juni kamen zwar 315 neue Filme auf die Leinwand, 25 mehr als im Vorjahreszeitraum. Doch die ganz großen Umsatzknüller fehlten. Die meisten Besucher zahlten für zwei Hollywoodproduktionen: „Zoomania – Ganz schön ausgefuchst“ (3,7 Millionen Gäste) und „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ (3,4 Millionen).

 

Unterm Strich sanken die Erlöse der bundesweit 1640 Spielstätten um 62 Millionen Euro auf knapp 483 Millionen Euro. Die Besucherzahl schrumpfte ebenfalls deutlich: um mehr als neun Millionen auf 57,5 Millionen. Die Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin sieht die Rückgänge gelassen. Es sei in der Kinobranche nicht überraschend, dass guten Jahren ein weniger gutes folge, sagt der Vorstand Peter Dinges. Beim Umsatz sei das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2015 immer noch das Drittbeste seit Erfassung der Zahlen.

Eintrittspreise sind seit 2012 im Schnitt um einen Euro gestiegen

Dazu tragen weiter steigende Eintrittspreise bei. Im Schnitt zahlten Kinobesucher 8,40 Euro für eine Karte, weitere 24 Cent mehr als noch im ersten Halbjahr 2015. Allein seit dem Jahr 2012 stiegen die Preise um einen Euro. Das liegt allerdings auch am gestiegenen Anteil von 3D-Vorführungen, für die von Kinobesuchern meist ein Zuschlag verlangt wird. Im ersten Halbjahr sahen fast 16 Millionen Kinobesucher einen 3D-Film, der zuletzt gesunkene Marktanteil erhöhte sich dadurch von knapp 16 auf 22 Prozent.

Zufrieden blickt Peter Dinges auf den deutschen Kinofilm, für dessen Förderung die FFA zuständig ist. Im ersten Halbjahr kamen 127 hiesige Produktionen in die Kinos, elf mehr als bis Juni 2015. Immerhin vier schafften es unter die zehn meistbesuchten Filme, darunter die nächste Folge der Jugendserie „Bibi + Tina“ (2 Millionen) sowie die Komödie „Der geilste Tag“ mit Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz, der auch Regie geführt hat (1,7 Millionen).

In die deutsche Bilanz rechnet die FFA allerdings auch internationale Koproduktionen ein, die teils mit deutscher Förderung auch hierzulande in Studios wie Babelsberg entstehen. Im ersten Halbjahr fallen die Hollywood-Spektakel „The First Avenger: Civil War“ (1,7 Millionen Besucher) und „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2“ (1,4 Millionen) darunter.

In Filme mit deutscher Beteiligung kamen rund 15,5 Millionen Besucher

So gerechnet kamen 15,5 Millionen Besucher in die Filme mit deutscher Beteiligung, das waren rund 2,2 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Der Marktanteil blieb wegen der auch insgesamt rückläufigen Zahlen dennoch mit 26,6 Prozent fast stabil. Optimistisch bleibt Peter Dinges für den weiteren Jahresverlauf. Nicht zuletzt, weil deutsche Filmproduktionen wie „Toni Erdmann“ von Maren Ade in Cannes und „24 Wochen“ von Anne Zohra Berrached bei der Berlinale zuletzt wieder das Publikum und die Kritiker überzeugt hätten.

Zudem stehen potenzielle Besucherhits vor dem Kinostart. Darunter die Bestsellerverfilmung „Tschick“ von Erfolgsregisseur Fatih Akin („Gegen die Wand“). Außerdem das Remake „Vier gegen die Bank“ von Altmeister Wolfgang Petersen („Das Boot“, „Troja“) mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Bully Herbig und Jan Josef Liefers in den Hauptrollen. Mit „Conny & Co“ ist zudem gerade der neue Streifen von Til Schweiger angelaufen. In den USA sorgt derweil bereits „Findet Dorie“ für volle Kassen, die lange erwartete Fortsetzung des Pixar-Animationshits „Findet Nemo“, der 2003 allein in Deutschland fast neun Millionen Besucher lockte.