Beim 34. Lab-Festival an den Berger Sprudlern stehen von Freitag bis Sonntag elf Bands auf der Bühne. Seit dem Jahr 1981 organisiert der Club Laboratorium aus dem Stuttgarter Osten das Umsonst-Festival im Unteren Schlossgarten.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Ost - Manchmal überlegt Anette Battenberg, ob sie einfach mal überhaupt nichts plant und den Dingen ihren Lauf lässt. „Ich glaube, die Leute würden trotzdem kommen und die Bands auf der Bühne stehen“, sagt die 51-Jährige, die seit 2002 quasi die Chef-Organisatorin des Lab-Festivals ist. Das letzte Wochenende im August, Festplatz an den Berger Sprudlern, Weltmusik und Blues ohne Eintritt – die Eckdaten des Festivals haben sich bei echten Fans in den vergangenen 34 Jahren so ins Gedächtnis eingebrannt, das sie weder Flyer noch sonstige Ankündigungen als Erinnerung brauchen.

 

Begehrte Belgier und Sänger in Unterhosen

Nur selten stören klitzekleine Pannen den Ablauf des Traditionsfestes. Dem Publikum fallen sie meistens gar nicht auf, aber die Helfer hinter den Kulissen lachen auch Jahre später noch darüber. Vor zwei Jahren zum Beispiel traute sich niemand, mit dem Abbau zu beginnen, weil ein attraktiver belgischer Blues-Sänger bis spät in die Nacht vor zahlreichen, vornehmlich blonden Frauen Hof hielt. „Man erlebt wirklich so einiges“, sagt Battenberg und lacht. Ihre persönliche Lieblingsgeschichte hat sie natürlich auch: Überpünktlich sei einst der Sänger und Gründer der dänischen Indie-Rockband The Broken Beats zum Lab-Festival erschienen. Was fehlte, war seine Band. Die stand nämlich im Stau und kam laut Battenberg auf den letzten Drücker. In der ganzen Hektik habe der Sänger allerdings vergessen, sich umzuziehen. Dies tat er dann kurzerhand während seines Auftritts. „Da stand er kurz in Unterhose auf der Bühne“, berichtet sie.

Battenberg findet es manchmal selbst erstaunlich, wie lange das Festival tatsächlich überlebt hat. Reich ist der dahinter stehende Verein Laboratorium damit ja nicht geworden. Eher hat man in all den Jahren von der Hand in den Mund gelebt. Rund 100 ehrenamtliche Helfer sind während des Festivals-Wochenende im Einsatz, der harte Kern ist teilweise das ganze Jahr über mit der Vorbereitung beschäftigt. „Die tragen das Festival – immer wieder, jedes Jahr“, sagt Anette Battenberg.

Von Weltmusik über Blues zu Swing und Ska

Am Ablauf ändert sich nicht viel. Am Freitagabend steht traditionell Weltmusik auf dem Programm. Die kommt in diesem Jahr von 18 Uhr an von Il Civetto aus Berlin. Die fünf Bandmitglieder eröffnen das Festival mit ihrer Blues-Swing-Gypsy-Mischung und überlassen im Anschluss die Bühnen ihren Berliner Freunden von Budzillus. Eigenwillig ist die Mischung aus Swing, Ska und Balkan mit Punk-Einschlag – auf jeden Fall aber tanz- und partytauglich. Der Muskelkater soll ja nach den Konzerten von Budzillus Pflicht sein, heißt es in Berlin, wo die Band recht schnell von einer Straßenkapelle zum heimlichen Lieblings-Insider mutiert ist.

Der Samstag ist tagsüber eine Mischung aus den „lokal Heroes“ und Weltmusik mit den Hot Jazz Rewinders, mit The Tremolettes sowie Fei scho. Am Abend spielen Kai Strauss und The Electric Blues Allstars. Strauss gilt als Ausnahme-Gitarrist in der deutschen Blues-Szene. Nach dem traditionellen Jazz-Frühshoppen am Sonntagvormittag tritt der gebürtige Eislinger Werner Dannemann auf, der Sänger und Gitarrist feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Das Finale um 20 Uhr bestreitet die französische Band Les Yeux d’la Tête. Alltagsthemen stehen dabei im Mittelpunkt der Songs– es geht um verrückte Freunde und Partys – und natürlich um die Liebe.