Das Theaterhaus spricht in der Debatte um den Zuschuss für das Tanzfestival Colours von einem transparenten und üblichen Verfahren. Man nehme anderen Kultureinrichtungen kein Geld weg, sagt der Ballettintendant Eric Gauthier.

Stuttgart - Das Theaterhaus und der Ballettintendant Eric Gauthier melden sich in der kontroversen Debatte über die von OB Fritz Kuhn (Grüne) protegierte Zuschusserhöhung um 100 000 Euro für das Festival „Colours 2017 – International Dance Festival“ zu Wort. Sie sehen sich zwischen die politischen Mühlsteine geraten. Es sei der „mehr als nur flüchtige“ – und falsche – Eindruck entstanden, der Ballettregisseur Gauthier habe sich bei OB Kuhn persönlich dafür eingesetzt.

 

Auch habe man anderen Kultureinrichtungen, wie etwa der Freien Tanz- und Theaterszene, kein Geld weggenommen. Es bestehe keine Verbindung zwischen diesen beiden Haushaltsposten, man bedauere selbst „die weiterhin unzureichende Förderung für die Freie Szene“. In den Beratungen hat OB Kuhn deren Umzug in das Kulturzentrum Imwerk 8 nach Feuerbach aus für die Stadträte offenbar nachvollziehbaren Gründen gestrichen: 1,2 Millionen Euro Investitionen für vier Jahre in ein Mietobjekt wurden als unverhältnismäßig erachtet. Der Betrieb und die Suche nach einem Standort würden weiter unterstützt.

Die erneute Unterstützung ist umstritten

Das Prozedere entspreche „dem üblichen Verfahren bei der Beantragung von Kulturförderung und war absolut transparent“, heißt es in einer Mitteilung des Theaterhauses. Man sei bereits Ende Juli auf die Kulturverwaltung zugegangen, weil sich die Planungshorizonte internationaler Top-Kompanien auf bis zu drei Jahre beliefen. Eine Abrechnung für den Colours-Auftakt habe man nur zwei Wochen nach dem Abschluss natürlich nicht erbringen können und auch nicht müssen – die Stadt habe eine Frist bis zum 31. Oktober gesetzt.

Im Gemeinderat und Teilen der Verwaltung herrscht eine andere Meinung vor. Teils wird die erneute Unterstützung in Höhe von 250 000 Euro kritisiert; immerhin habe es sich um eine „einmalige“ Förderung gehandelt. Über eine Fortsetzung hätte man zwingend im Fachausschuss diskutieren müssen. Die Kulturverwaltung hat das Projekt gar nicht auf ihrer Liste aufgeführt.

Stadträte bemängeln Erhöhung des Zuschusses

Fast durch die Bank wird zudem die Erhöhung des Zuschusses um 100 000 Euro bemängelt, weil sie ohne eine Bewertungsgrundlage bewilligt würde. „Dieses Prozedere entspricht überhaupt nicht dem üblichen Verfahren“, lautet der Vorwurf von Stadträten gegenüber OB Kuhn, der die Erhöhung aber als „angemessen“ bezeichnet und sie mit der „kulturpolitischen Bedeutung des Festivals“ begründet.

Unklar bleibe dann aber, warum das Internationale Musikfest der Bachakademie dramatisch unterfinanziert bleiben solle, heißt es im Gemeinderat. Andere Institutionen müssten jahrelang bitten, um eine minimale Anpassung zu erhalten. Das Theaterhaus begründet den erhöhten Aufwand damit, mehr kostenlose Workshops unter dem Motto „Colours in the City“ und mehr kostengünstige Tickets fürs junge Publikum anbieten zu können. Die Premiere kostete 1,6 Millionen Euro, woran sich die Landesstiftung mit 300 000 Euro und das Theaterhaus mit Drittmitteln in Höhe von rund 590 000 Euro (unter anderem von der Mercedes-Benz-Bank) beteiligten.

Zusammenhang zu Ablehnung von Kleinprojekten

In der ersten Lesung des Haushalts wurde die „Colours“-Förderung mit gerade einmal einer Stimme Mehrheit durch Schwarz-Grün genehmigt. In der Debatte wurde eine enge kausale Verbindung zwischen diesem Zuschuss und der Ablehnung von Kleinprojekten wie Tanzgang (70 000 Euro) oder Rondo Vocale (800 Euro pro Jahr) hergestellt. Auch im Kulturausschuss war die Aktion des Oberbürgermeisters mit Verweis auf die fehlende Abrechnung von Fraktionen und sachkundigen Bürgern als „beispiellos“ kritisiert worden. „Da kann sich jeder seinen Reim darauf machen“, so CDU-Sprecher Jürgen Sauer.