Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)


Einen Fernsehauftritt am Abend hatte Mappus zwei Tage vorher abgesagt - angeblich wegen Verpflichtungen in Berlin. Stumpf und Rech erreichten derweil schon früh telefonische Hilferufe von Funktionären aus Politik und Kirche, die das Geschehen im Schlossgarten fassungslos verfolgten; sie sollten doch eingreifen. Beide gaben sich machtlos. Schwer vorstellbar, dass sich zumindest Stumpf nicht irgendwo rückversicherte. Wegen des Juchtenkäfers fragte er mitten im Einsatz bei der Regierung nach, wegen der Jugendlichen vorm Wasserwerfer aber nicht? Ob und wie Mappus am "Tag X" eingeschaltet wurde - dazu gab es vom Staatsministerium auf StZ-Anfrage keine Auskunft. Begründung: Erst müsse man dem Parlament antworten.

Der Polizeiminister Rech wirkte in dem Chaos zeitweise fast desorientiert. Erst ließ er seine Pressestelle mitteilen, es seien Pflastersteine geflogen, dann musste sie widerrufen. Anderntags behauptete er. "nach allem, was ich bisher weiß", habe der Wasserwerfer nur "Sprühregen" verbreitet, aber nicht gezielt geschossen. Dabei wusste es jeder Fernsehzuschauer besser. Rech sei nach dem aus dem Ruder gelaufenen Einsatz "völlig fertig" gewesen, sagt einer, der ihn gut kennt. Deswegen habe er auch einen möglichen Rücktritt angedeutet, bis ihn Mappus scharf zurückpfiff.

Inzwischen ist der eigentlich als feinfühlig bekannte Christdemokrat wieder ganz auf dem Kurs seines wesentlich robusteren Chefs. Im Landtag steckten die beiden jüngst wieder vertraulich die Köpfe zusammen. "Weisch", raunte Rech dem Regierungschef vor dessen Rechtfertigungsrede zu, "jetzt heute kein Öl ins Feuer gießen."