Ausländische Forscher sorgen sich um die Sicherheit, Touristen bleiben weg, Politiker fürchten um den Ruf der Stadt. Die Demonstranten ficht das nicht an.

Dresden - Auch an diesem Dienstag werden vermutlich die Postfächer mancher Tourismusprofis in Dresden wieder ein bisschen voller sein als sonst. So sei das regelmäßig nach den Demonstrationen der fremdenfeindlichen Bewegung Pegida, sagt Christiane Herzog, Sprecherin der Dresden Information.

 

Das Pegida-Bündnis hat am Montagabend in Dresden erneut mehrere Tausend Menschen mobilisiert. Nach einer Schätzung der Studentengruppe „Durchgezählt“ versammelten sich am Abend auf dem Theaterplatz etwa 10 000 bis 12 000 Asylgegner. Zwischen 1100 und 1300 Menschen nahmen der Initiative zufolge an einem Gegenprotest teil.

„Wir bekommen immer besorgte Nachfragen“, sagt Herzog. Die meisten kämen von Menschen, die eine Reise nach Dresden geplant hätten und sich nun fragten, ob sie in der Stadt sicher seien. Doch es sind nicht nur Nachfragen, welche die Stadt registriert – es gibt inzwischen ganz real einen Rückgang bei den Übernachtungszahlen. Bettina Bunge, die Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH, verzeichnet fürs erste Halbjahr einen Rückgang bei den Übernachtungen um 1,6 Prozent. Sie führt diese Entwicklung unter anderem auf die negative Wahrnehmung der Stadt wegen Pegida zurück.

Auch der neu gewählt Bürgermeister Dirk Hilbert (FDP), sah sich veranlasst, bei der Halbjahresbilanz für die Stadt, in der 20 000 Menschen unmittelbar vom Tourismus leben, jeden einzelnen Dresdner daran zu erinnern, dass er „mit seinem Auftreten im Berufs- wie Privatleben zum Image unserer Stadt“ beitrage. Und damit zum Erfolg von lokaler Wirtschaft sowie wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen.

Wirtschaftlicher Schaden für den Freistaat

Andere Politiker werden da weitaus deutlicher. „Für den Freistaat ist längst ein massiver wirtschaftlicher Schaden eingetreten“, sagte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) am Wochenende der „Welt am Sonntag“. Internationale Wissenschaftler und Fachkräfte seien nur noch schwer für Sachsen zu gewinnen, sagte Dulig..

Seit dem Frühjahr berichtet auch die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange von der Erfahrung, dass sich ausländische Wissenschaftler abschrecken ließen. Liu Hao Tjeng, der das Max-Planck-Institut für chemische Physik fester Stoffe leitet, sagte der Zeitung, sein Haus erfahre klare Einschränkungen durch Pegida. Vor Konferenzen oder in Bewerbungsgesprächen werde er von ausländischen Forschern nach der Sicherheit gefragt.

Würde sich dieser Trend verfestigen, wäre das für die Stadt fatal: Nirgends in Deutschland ballen sich so viele Wissenschaftseinrichtungen auf so engem Raum, die TU ist Ostdeutschlands einzige Exzellenz-Universität. Dieser Status würde durch sinkende Zahlen ausländischer Wissenschaftler bedroht.