Im Antwortschreiben auf einen Brief zum Thema Baumfällungen im Haldenwald bittet Oberbürgermeister Fritz Kuhn den klagenden Bürger um Geduld.

Sonnenberg/Kaltental - Seit mehreren Wochen sind im Haldenwald Baumfällarbeiten im Gange. Bereits vor Weihnachten hat der Sonnenberger Günther Franz aufgrund der Menge der gefällten Bäume einen offenen Brief an Oberbürgermeister Fritz Kuhn geschrieben. Ihn diesem warnt Franz eindringlich davor, dass die seiner Ansicht nach übertriebenen Fällungen das Naturparadies Haldenwald zerstörten, die artenreiche Fauna gefährdeten und man einen kahlen Wald riskiere.

 

OB Kuhn hat sich nun in seinem Antwortschreiben bei Günther Franz für dessen Sorge bedankt. Jedoch könne er „die in Ihrem Schreiben deutlich gewordene ‚Weltuntergangsstimmung’ nicht nachvollziehen“. Kuhn weist darauf hin, dass die Wälder in Stuttgart zum überwiegenden Teil bewirtschaftete Wälder seien. Bereits im Juni 2013 hat der Gemeinderat beschlossen, dass auf rund fünf Prozent der Stuttgarter Waldfläche zukünftig keine Forstwirtschaft mehr betrieben wird. Weitere zwei Prozent Waldfläche sollen als Habitatbaumgruppen ausgewiesen werden. Diese überlässt man einem natürlichen Alterungs- und Zerfallsprozess.

Holzeinschlag trägt immer den Charakter einer Baustelle

Im Umkehrschluss bedeute dies, „dass auf mehr als 90 Prozent der Fläche in den nächsten zehn Jahren ein- oder zweimal eingegriffen wird, um Durchforstungen durchzuführen und den nachwachsenden Rohstoff Holz zu nutzen“, schreibt Kuhn. Ein Holzeinschlag trage immer den Charakter einer Baustelle, entnommene Bäume hinterließen zunächst eine große Lücke. Aber: „Der entstehende Freiraum soll ja gerade durch die begünstigten Bäume in den nächsten Jahren für die Ausbildung größerer Kronen genutzt werden.“ Eine endgültige Beurteilung der Maßnahme sei daher erst möglich, wenn diese vollständig abgeschlossen sei. „Im Falle der Wirkung von Durchforstungen auf die Waldstruktur ist dies sogar erst in einigen Jahren möglich, wenn sich die positiven Wirkungen der derzeitigen Holzeinschläge auf das Wachstum der verbliebenen Bäume zeigen“, schreibt Kuhn. Er hoffe, dass Franz den Haldenwald nach Abschluss der Maßnahmen wieder genießen könne.

Günther Franz indes zeigt sich „tief enttäuscht über die Antwort des OB und die darin enthaltenen üblichen Nebelkerzen des Forstamts“. Er vermisse die Rücksichtnahme auf naturnahe Wälder wie den Haldenwald und die besondere ökologische Bedeutung der Stuttgarter Wälder. „Diese werden auf die Funktion einer Holzproduktionsfläche reduziert, die man ausschlachten darf“, kritisiert er. Das Eschentriebsterben sei eine reale Gefahr, man müsse davon ausgehen, dass auch im Haldenwald viele Eschen absterben, warnt Franz. Lücken würden nicht gefüllt, es drohe im Gegenteil ein kahler Wald. Auch habe er in den vergangenen Wochen deutlich weniger Spechte beobachtet als sonst. Er befürchte zudem, dass viele der verschonten alten Eichen aus Verkehrssicherungsgründen doch noch gefällt werden. Das alles dürfe nicht sein, sagt Franz. „Ich werde nicht lockerlassen.“