Stuttgarter Wissenschaftler haben eine App für Bienen entwickelt. Mit der App werden nahrhafte Pflanzen erfasst die von den Insekten in der Stuttgarter Region angeflogen werden. Die App ist sowohl für Forscher als auch für Laien interessant.

Stuttgart - „App2bee“ heißt die Smartphone-App, die derzeit an der Hochschule für Technik (HFT) in Stuttgart entwickelt wird. Das Ziel der Forschungsgruppe um Eberhard Gülch ist die Vielfalt von heimischen Blühpflanzen zu erfassen, die in Baden-Württemberg geeignete Nahrungsquellen für Bienen sind. Die Vielfalt der Pflanzen ist ein wichtiger Faktor für die Gesundheit von Bienen. Außerdem lebensnotwendig für Bienen ist ein kontinuierliches Nahrungsangebot in ihrer aktiven Phase von etwa März bis Oktober. Wo und wann im Großraum Stuttgart welche Pflanzen mit guten, sogenannten Trachtwerten (viel Nektar und Pollen) wachsen, soll online auf einer Landkarte sichtbar werden.

 

Benutzer der App, die derzeit nur auf Android-Geräten läuft, können zunächst ein Foto von einer einzelnen Blüte machen und auf einen Server laden. Durch die Übermittlung von GPS- oder Wlan-Informationen liegen der genaue Standort sowie das Aufnahmedatum zu jedem Bild vor. Vor dem Hochladen eines Fotos wird der Benutzer aufgefordert, mit dem Finger einen Kreis um die Blüte zu ziehen. Dies verbessert die Blütenerkennung durch den zugrunde liegenden Algorithmus erheblich, den Eberhard Gülch und sein Mitarbeiter Shohrab Uddin an der HFT entwickelten.

Der Algorithmus, der durch eigene Fotos und Bilder aus dem Internet trainiert wurde, wählt anhand der Parameter Farbe, Form und Zeit die zehn wahrscheinlichsten Pflanzen aus, mit denen es der App-Benutzer zu tun hat. Im besten Fall landet die richtige Information zu der vorliegenden Pflanze auf Platz eins. Da aber abgesehen von der Beschaffenheit des Blütenkopfs und der Blühzeit der Pflanze bis jetzt keine anderen botanischen Parameter, wie etwa Pflanzengröße oder die Form der Blätter, ausgewertet werden, kann es vorkommen, dass das Foto einer Huflattich-Blüte als ähnlich aussehender Löwenzahn identifiziert wird.

So oder so muss nun der Benutzer anhand eines Fotos entscheiden, welche der zehn angebotenen Pflanzen seinem Exemplar entspricht. Ein Steckbrief mit weiteren botanischen Angaben wie der Größe der Pflanze soll Fehlentscheidungen vorbeugen. Außerdem müssen Stückzahl und Fundort angegeben werden, zum Beispiel Garten, Feld oder Wald. Letztendlich verlassen sich die Forscher auf die Angaben der Benutzer, oder sie überprüfen und ändern die Daten gegebenenfalls manuell.

Derzeit liegen der App die Daten von 43 Pflanzen zugrunde. Die Informationen stammen von der Homepage www.trachtfliessband.de, die Hobbyimker und Mitinitiator des Projekts, Bernhard Willi, eingerichtet hat. „Wir wollen den Bienen etwas Gutes tun und gleichzeitig einen Spaßfaktor für alle Benutzer der App erzeugen“, sagt Willi. Unterstützt wird das Projekt vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg sowie zahlreichen Imkervereinen in der Umgebung.

Die Benutzung der Smartphone-Anwendung ist dank weniger, stets mit einem kleinen Text angeleiteter Schritte einfach und im Gegensatz zu alternativen App-Angeboten, die auf Bilderkennung basieren, recht zuverlässig. Botanische Grundkenntnisse sind von Vorteil, aber kein Muss.