Allein gelassen mit dem Problem der Wölfe? Die Landesumweltminister verlangen auf ihrer Konferenz in Potsdam die Hilfe vom Bund in Sachen Wildtiermanagement.

Potsdam - Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) hat am Freitag getroffene Beschlüsse der Umweltministerkonferenz der Länder zum Thema Wolf begrüßt. Es handele sich um einen „ersten Schritt zum einheitlichen Umgang mit Wölfen“, sagte Untersteller: „Es geht um Rechtssicherheit im Artenschutz, um Prävention und den richtigen Zeitpunkt und Anlass, einen Wolf zu schießen.“ Es seien sich alle einig, dass Bund und Länder da gemeinsam gefordert seien. Auch Baden-Württemberg werde davon profitieren, „obwohl sich bei uns bislang noch keine Wölfe angesiedelt haben“. Anfang Oktober ist allerdings ein Wolfsriss von drei Schafen im Kreis Heilbronn dokumentiert worden.

 

Die Weidehaltung darf nicht bedroht werden

Die Umweltminister haben auf ihrer Herbsttagung in Potsdam mehrere Appelle an den Bund gerichtet, sie beim Umgang mit frei lebenden Wölfen zu unterstützen. Die Länderminister machen in ihrem Beschluss deutlich, dass sie auch die Interessen der Schaf- und Rinderzüchter im Auge haben. „Die Weidehaltung ist aus ökologischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Gründen sowie zum Erhalt der Artenvielfalt unverzichtbar und muss dauerhaft gesichert werden“, heißt es. Vom Bund verlangt wird, dass gemeinsam mit den Ländern genau definiert wird, wann ein Wolf als „auffällig“ zu gelten hat in seinem Verhalten gegenüber Menschen und Nutztieren. Die Verhaltensauffälligkeit ist laut Naturschutzgesetz eine der Voraussetzung, einen Wolf, der europaweit unter strengem Schutz steht, zu töten. Gemeinsame Empfehlungen zum Umgang mit Wölfen sowie zur rechtlichen Fragen sollten erarbeitet werden, hieß es in Potsdam. Der Bund soll den „Erhaltungszustand der Tierart Wolf“ darlegen sowie seinen Bestand in Deutschland dokumentierten. Auch erwarten die Landesminister, dass die „Möglichkeiten der Vergrämung“ von Wölfen weiterentwickelt werden.

Mit Polen soll es eine gemeinsame Bestandserhebung geben

Von 2019 an erwarten die Minister eine gemeinsame Berichterstattung mit Polen über den Wolfsbestand. Nach Schätzungen des Naturschutzbundes (Nabu) gibt es in Deutschland ein Vorkommen von 70 frei lebenden Wolfsrudeln, im Nachbarland Polen wird die Zahl der Rudel vom „International Wildlife Fund“ auf 120 geschätzt. Geprüft werden soll, ob Landwirte für das Wolfsmanagement Mittel aus dem Küstenschutz erhalten könnten, denn in Niedersachsen sollen Wölfe bereits eine Bedrohung für die Schafsbeweidung auf Deichen darstellen.

Der baden-württembergisch Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle lobte die Beschlüsse als „vernünftig“. Allerdings sei es erstaunlich, dass die Minister ein einheitliches Vorgehen verlangten, obwohl es bereits koordinierende Instanzen gebe: das Bundesamt für Naturschutz sowie die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW). Deren Manko sei, dass ihnen die Länder nicht ausreichend zuarbeiteten: „Weil viele Landesminister lieber eigene Duftmarken setzen.“