Partikelfilter und Abdecken von Mülldeponien: Mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen, lässt sich die Erwärmung der Erde wirkungsvoll bremsen.

New York - Wenn von Klimaschutz die Rede ist, wird fast ausschließlich über Kohlendioxidemissionen diskutiert. Tatsächlich ist das Gas ein wesentlicher Treiber der globalen Erwärmung - aber nicht der einzige. Bis Mitte des Jahrhunderts könnte die Erderwärmung um ein halbes Grad Celsius geringer ausfallen, wenn die Menschheit den Ausstoß von Methan und Ruß deutlich eindämmt. Das berichtet jetzt ein 24-köpfiges Forscherteam im Fachmagazin "Science".

 

Darüber hinaus würde die Emissionsminderung Hunderttausenden Menschen einen vorzeitigen Tod ersparen und die Erträge der Landwirtschaft spürbar steigern. Methan und Ruß fallen in die Gruppe der sogenannten kurzlebigen Klimatreiber (short lived climate forcers). Methan zum Beispiel hat zwar eine mehr als 20-mal stärkere Treibhauswirkung als die gleiche Menge Kohlendioxid, wird aber wesentlich schneller abgebaut als CO2, das jahrzehntelang in der Atmosphäre bleibt.

"Auf lange Sicht müssen wir uns mit Kohlendioxid befassen"

Auch Ruß treibt die Temperaturen nach oben. Die winzigen Kohlenstoffpartikel, die bei der unvollständigen Verbrennung von Holz, Kohle oder Diesel entstehen, absorbieren einen Teil der Sonnenstrahlung. Dadurch wird die Luft erwärmt. Andererseits ist Ruß ein guter Kondensationskeim für Wassertropfen und wird deshalb durch Regen rasch wieder aus der Lufthülle entfernt.

"Auf lange Sicht müssen wir uns mit Kohlendioxid befassen, keine Frage", stellt der Studienleiter Drew Shindell fest. Kurzfristig sei die Reduktion von Methan und Ruß aber einfacher zu bewerkstelligen und bringe schnelle Erfolge. Shindell, der am Goddard-Institut der Nasa und der Columbia-Universität in New York forscht, stützt sich dabei auf umfangreiche Modellierungen: Das Team hat aus rund 400 verschiedenen Möglichkeiten zur Emissionsminderung die wirksamsten herausgesucht.

Für Methan sind das: Abfangen des Gases bei der Kohle-, Erdöl- und Erdgasgewinnung, Aufspüren von Lecks in langen Pipelines, Abdecken von Mülldeponien, moderne Abwasserbehandlung und verbesserter Reisanbau. Die effektivsten Arten der Rußvermeidung sind: Partikelfilter in Dieselfahrzeuge einbauen, technisch überalterte Autos stilllegen, einfachste Kochstellen für Holz gegen moderne Öfen tauschen sowie Brandrodung verbieten.

Geringere Erderwärmung durch Rußminderung

Die Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass unter der Annahme, dass die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2050 um 1,34 Grad steigt und die 14 wichtigsten Vermeidungsstrategien greifen, die Erwärmung in dieser Zeit um bis zu 0,5 Grad geringer ausfallen könnte. Weniger Schadstoffe kommen auch der Gesundheit zugute - was im Falle der offenen Kochfeuer in einfachen Unterkünften leicht nachzuvollziehen ist. Methan wirkt allerdings auch indirekt: Es reagiert mit anderen Gasen und führt zu erhöhten Ozongehalten in Bodennähe.

Dieses Gas gilt als gesundheitsschädigend und behindert zudem das Pflanzenwachstum. Eine Studie des UN-Umweltprogramms vom vergangenen Jahr kommt zu dem Schluss, dass eine Verminderung von Ruß und bodennahem Ozon schätzungsweise 0,7 bis 4,6 Millionen vorzeitige Todesfälle vermeiden kann. Zudem könnten - bei strikter Reduktion - von 2030 an rund 50 Millionen Tonnen Getreide mehr geerntet werden.

Wie Shindell und Kollegen berichten, könnte eine Rußminderung dazu führen, dass im Himalaja und der Arktis die Erwärmung in den nächsten 30 Jahren um zwei Drittel geringer ausfällt als erwartet. Ein geringerer Methanausstoß würde die Landwirtschaft besonders in Iran, Pakistan und Jordanien voranbringen.