Wegen extremer Werte bei Rastatt und Baden-Baden hat die Landesanstalt für Umwelt viele weitere Flächen untersucht. Jetzt gibt die Behörde Entwarnung.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Seit dem Jahr 2013 ist bekannt, dass knapp 500 Hektar Ackerböden rund um Baden-Baden und Rastatt massiv mit per- und polyfluorierten Verbindungen (PFC) verunreinigt sind; auch das Trinkwasser ist betroffen. Rund um Mannheim sind weitere 100 Hektar entdeckt worden. Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW), die dem Umweltministerium angegliedert ist, hat deshalb 2015 und 2016 auf 43 weiteren, teils verdächtigen Flächen im Land Untersuchungen angestellt. Das Ergebnis ist einigermaßen beruhigend: Häufig wurden zwar geringe Werte festgestellt, aber nur einmal wurde in einer wässrigen Probe der Grenzwert erreicht. In den betroffenen Gebieten in Nord- und Mittelbaden liegen die Werte um den Faktor 100 höher.

 

Es wird vermutet, dass in Rastatt und Baden-Baden die Verunreinigung durch Kompost verursacht worden ist, der mit PFC-belastetem Papierschlamm aus Papierfabriken versetzt war; manche Landwirte nahmen diesen Kompost kostenlos als Dünger an. Es wurden deshalb jetzt auch Flächen beprobt, auf denen normaler Kompost oder Kompost mit Papierschlamm oder Textilfaserabfällen ausgebracht worden sind – allerdings aus Fabriken, die laut LUBW nachweislich kein PFC einsetzen. Die Werte waren unauffällig. Außerdem wurden elf Flächen untersucht, auf die Schlamm aus Kläranlagen ausgebracht worden war. Nur drei dieser elf Flächen wiesen in geringen Mengen PFC auf, und das, obwohl man auch auf Flächen Proben gezogen hatte, deren Klärschlamm PFC-belastet waren. Die Schlämme seien vor dem Ausbringen verdünnt worden, so eine Sprecherin der LUBW, weshalb die Ergebnisse nachvollziehbar seien.

PFC-belasteter Papierschlamm steht weiter im Verdacht

Unterm Strich zieht die LUBW deshalb das Fazit, dass herkömmlicher Kompost und Klärschlamm nicht ursächlich für die hohe Belastung in Rastatt und Baden-Baden sein könnten. So bleibe die These bestehen, dass PFC-belasteter Papierschlamm für die hohen Werte verantwortlich sei. Die Studie ist bei der LUBW in Gänze einsehbar.

In den betroffenen Gebieten werden seit einigen Jahren die Lebensmittel von allen belasteten Äckern geprüft, bevor sie in den Handel gelangen. Teilweise mussten die Wasserversorger auch schon Brunnen schließen. Die Landesregierung plant seit März Blutuntersuchungen bei Menschen in Mittelbaden, um herauszufinden, ob es erhöhte Werte gibt – bei der privaten Prüfung einer Bürgerinitiative ist dies der Fall gewesen. PFC wird wegen seiner wasser-, schmutz-, und fettabweisenden Eigenschaften bei vielen Produkten eingesetzt und kommt heute überall in geringen Spuren vor, selbst in der Arktis. Die verschiedenen Formen von PFC stehen in Verdacht, krank zu machen.