Im November endet mit dem Umzug der Psychiatrie nach Kirchheim die 150 Jahre währende Geschichte des Krankenhauses Plochingen. In das leer stehenden Gebäude ziehen dann die Pflegeschulen der Klinikgesellschaft.

Plochingen - Dem Plochinger Krankenhaus, dem von Gutachtern und dem Esslinger Kreistag keine Chance auf eine Gesundung eingeräumt wurde, folgt ein Gesundheitscampus. Vorbehaltlich der als sicher geltenden Zustimmung des Kreistags werden die bisher an der Klinik in Nürtingen und am Paracelsus-Krankenhaus in Ruit angesiedelten Schulen für Pflegeberufe in die frei gewordenen Räume ziehen. Damit werden die rund 145 Ausbildungsplätze der Kreiskliniken auf dem Plochinger Stumpenhof konzentriert. Ein Umzug nach Plochingen steht auch der Fort- und Weiterbildungsakademie der Kreiskliniken ins Haus. Die bisher in Kirchheim beheimatete Einrichtung erreicht mit ihren 600 Weiterbildungsangeboten übers Jahr gesehen 8100 Kursteilnehmer.

 

Ein weiterer Baustein für den Gesundheitscampus soll die Eingliederung des derzeit im Landratsamt Esslingen untergebrachten Gesundheits- und Veterinäramts sein. Durch den Umzug der beiden Ämter, die gemeinsam 83 Mitarbeiter beschäftigen, gewinnt das Sozialdezernat im Esslinger Landratsamt mehr Platz. Mit einer Psychiatrische Institutsambulanz, die psychisch angeschlagenen Menschen eine Tagesbetreuung bietet, wird der Gesundheitscampus abgerundet.

„Medizinnahe“ Nutzung

„Wir sind froh, eine medizinnahe und zukunftsweisende Nutzung für das Plochinger Krankenhaus gefunden zu haben“, sagte der Esslinger Landrat Heinz Eininger, der kraft Amtes auch Aufsichtsratsvorsitzender der kreiseigenen Klinikgesellschaft ist, am Freitag vor der Presse. Wichtig sei es gewesen, eine Lösung zu finden, die auch bei der Stadt auf Akzeptanz stoße.

„Wir und die Raumschaft Plochingen hätten natürlich das Krankenhaus lieber behalten“, räumt Frank Buß, der Plochinger Bürgermeister, ein. Er könne auch jetzt nicht von einer Wunschlösung reden, sehe aber durchaus auch die Vorteile für die Stadt. „Die Schule für Pflegeberufe im Verbund mit der Akademie stärkt Plochingen als Schulstandort“, sagt er. Auch geht der Schultes davon aus, dass der Zuwachs an Arbeitsplätzen, der im Zuge der Verlegung des Veterinär- und Gesundheitsamt in das Krankenhausgebäude erwartet wird, dem Stadtteil Stumpenhof gut tut.

Das Nachnutzungskonzept, das vom Verwaltungs-und Finanzausschuss des Kreistags in nicht öffentlicher Sitzung am Donnerstag schon grünes Licht bekommen hat, soll stufenweise umgesetzt werden. Der Startschuss fällt, wenn die Psychiatrie, die letzte noch in Plochingen verbliebene Klinikabteilung, nach Kirchheim umzieht. Das wird im November dieses Jahres der Fall sein. Nach einer Umbauphase wird dann, voraussichtlich im März 2015, das Gesundheits- und Veterinäramt in die neu eingerichteten Räume einziehen. Der Zeitplan sieht vor, dass bis in drei Jahren alle Einrichtungen ihren Betrieb am Standort Plochingen aufgenommen haben.

Logische Bündelung

Angesichts der Probleme der Krankenhäuser, geeignetes Pflegepersonal zu finden, begrüßt der Geschäftsführer der Klinikgesellschaft, Thomas A. Kräh, die Lösung. Er verspricht sich durch die Bündelung nicht nur einen Qualitätssprung, sondern sieht darin auch einen finanziellen Befreiungsschlag. „Die Pflegeschulen haben den Schulmief der 70er Jahre geatmet. Die hätten wir mit einem Aufwand von drei Millionen Euro sanieren müssen“, sagt der Geschäftsführer. Zudem sorge der Zusammenschluss für Synergien und folge damit der Logik, die hinter der gesamten Strukturreform im Krankenhauswesen stehe. „Wir führen drei Bildungseinrichtungen an einem Standort zusammen, so wie wir schon aus fünf Krankenhausstandorten drei gemacht haben“, sagt Kräh.

Für Plochingen geht eine 150 Jahre währende Krankenhausgeschichte zu Ende. Ausgangspunkt war die Gründung der Plochinger Krankenanstalten in der Wittumstraße durch den Johanniterorden im Jahr 1864. Vor dem schrittweise Abbau waren am Krankenhaus, das Ende der 1980er Jahre in einen Neubau auf dem Stumpenhof umgezogen ist, laut Kräh rund 120 Kräfte beschäftigt. Im Bemühen, seine Kliniken aus den roten Zahlen zu bringen, hat der Landkreis den Rotstift zuallererst an der Plochinger Klinik, dem kleinsten Krankenhaus im Verbund, angesetzt.