Der Modellbahnbauer will seine Schätze aus der Turmzimmer-Sammlung der Öffentlichkeit präsentieren. Dazu soll die Ausstellung an das Stammwerk an der Stuttgarter Straße zurück verlegt werden.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Göppingen - Der Eisenbahnraub im Jahr 2005, die Insolvenz vier Jahre später: Märklin musste in den vergangenen Jahren immer wieder Rückschläge einstecken. Nun verkündete der Göppinger Modellbahnbauer am Mittwoch erstmals eine Neuigkeit, die Märklin voranbringen soll: Das Museum an der Reutlinger Straße soll zurück in das Stammwerk an der Stuttgarter Straße verlegt werden.

 

„Wir wollen eine große Erlebniswelt entstehen lassen“, kündigte der Märklin-Geschäftsführer Florian Sieber an. Das neue Museum soll auf rund 3000 Quadratmetern – etwa dreimal so groß wie das Museum an der Reutlinger Straße – entstehen. Zudem hat die Firma bereits im Juli die Räume des ehemaligen angrenzenden Dialysezentrums aufgekauft. Dort könnten größere Verkaufsflächen entstehen als bisher und ein Bistro oder Restaurant. Bisher gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Mehr als 10 Millionen Euro wolle Märklin für das neue Museum jedoch nicht hinblättern.

Mehr digitale und interaktive Angebote sollen entstehen

Seit zwei Monaten läuft die Planung, im kommenden Jahr sollen die Bagger anrücken. Frühestens 2018 soll die Modellbauwelt fertiggestellt werden. Bis es soweit ist, bleibt das Museum geöffnet. Der Fokus soll künftig verstärkt auf junge Besucher gelegt werden: „Wir wollen Kinder, Familien und Schulklassen anziehen“, sagte der Märklin-Chef. Dafür sollen mehr digitale und interaktive Angebote geschaffen werden.

Doch auch für erwachsene Besucher und Sammler soll das neue Museum attraktiver werden – vor allem durch zahlreiche Exponate aus der Turmzimmer-Sammlung. Die Sammlung erlangte vor zehn Jahren große Berühmtheit, als in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar 2005 in das Museum eingebrochen wurde und insgesamt 184 Teile gestohlen wurden, darunter auch die erste Modellbaulok von 1891 „Storchenbein“ und das „Krokodil“ von 1935. Die Täter wurden im März 2005 gefasst und ihre Beute beschlagnahmt. Seitdem konnten Besucher den Großteil der Turmzimmer-Exponate nicht im Museum begutachten.

Kreissparkasse gründet eine Stiftung für die Sammlung

Große Unterstützung bekommt Märklin von der Kreissparkasse Göppingen: Sie will für das Museum die Turmzimmer-Sammlung erwerben und eine Stiftung gründen. „Es bestand immer die Gefahr, dass die Sammlung im Zuge der Insolvenz auf den Markt gebracht und verkauft werden muss“, sagte Märklin-Chef Sieber. Wie viel die Kreissparkasse investiert, wollte der Vorstandsvorsitzende Hariolf Teufel nicht sagen, nur: „Der einzige richtige Ort für die Turmzimmer-Sammlung ist Göppingen. Aus diesem Grund werden wir die Sammlung erhalten und aufbauen.“

Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till zeigte sich erfreut: „Das ist ein überglücklicher Tag für die Stadt“, sagte er. Nun sei man gespannt, wie die Neuigkeit aufgenommen werde. Denn der Termin für die Bekanntgabe war bewusst gewählt worden: Am Wochenende stehen die 32. Internationalen Modellbahnausstellung (IMA) und die 10. Märklintage an. Landrat Edgar Wolff ergänzte: „Die Pläne von Märklin sind ein Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Göppingen und die Turmzimmer-Sammlung ein echtes Industriekulturgut.“ Der Modellbahnbauer sei wieder voll in der Spur.

Göppingen erwartet bis zu 100 000 Besucher am Wochenende

Veranstaltungen
Am Wochenende dreht sich in Göppingen alles um Züge: Von Freitag bis Sonntag stehen die 32. Internationale Modellbahnausstellung und die 10. Märklintage an. Die Stadt erwartet rund 100 000 Gäste.

Stauferpark
Am Fuße des Hohenstaufens zeigen auf 9000 Quadratmetern mehr als 100 Aussteller, was sich momentan im Modellbahnbereich tut. In der Werfthalle geben Märklin-Mitarbeiter einen Einblick in die Lok- und Wagenmontage, Besucher können auch selbst montieren.

Museum
Neben dem gewohnten Einblick in die Welt der historischen Spielzeuge und der Kaufmöglichkeit gibt es im Märklin-Museum an der Reutlinger Straße ein großes Kinderprogramm und Sitzmöglichkeiten mit Bewirtung.

Leonhard-Weiss-Areal
Die Gleisbaufirma an der Leonhard-Weiss-Straße 22 zeigt historische und aktuelle Fahrzeuge, sowie Spezialmaschinen – teils auch von unten.

EWS-Arena
In der Halle kann man Einblicke in die Konstruktion von Modellbahnen erhalten. Neben Schauanlagen und der gesamten Modellpalette gibt es eine Ausstellungsfläche für die Gartenbahn LGB.

Lokparade
Rund 20 Lokomotiven und Züge machen am Wochenende Halt in Göppingen, darunter auch acht historische Dampflokomotiven.

Stauferexpress
Am Samstag und Sonntag fährt ein Reisebus durch das Stauferland. Die siebenstündige Tour mit Reiseleitung beginnt jeweils um 10 Uhr im Stauferpark. Inklusive eines kleinen Imbisses und allen Eintritten kostet die Tour 18 Euro pro Person.

Gewinnen
Der I-Punkt im Rathaus veranstaltet im Foyer der Werfthalle im Stauferpark eine Tombola, den Hauptpreis stellt Märklin. Der Erlös wird an den Spieletreff der Flüchtlingsunterkunft in der Pappelallee gespendet.

Öffnungszeiten
Die Veranstaltungsorte sind am Freitag und Samstag jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet, am Sonntag von 9 bis 17 Uhr.

Eintritt
Für Erwachsene kostet eine Tageskarte zehn Euro, Kinder zwischen fünf und 14 Jahren zahlen fünf Euro. Für Behinderte und Besitzer einer Familienkarte ist es billiger, Kinder unter fünf Jahren müssen keinen Eintritt bezahlen.

Hinkommen
Am Stauferpark und an der EWS-Arena kann an allen Tagen geparkt werden, am Berufsschulzentrum Öde am Samstag und Sonntag. Alle Großparkplätze sind an das Shuttlesystem angeschlossen. Die kostenlosen Busse pendeln zwischen 8.30 Uhr und 18.30 Uhr zwischen den Veranstaltungsorten und dem Bahnhof.