Nur alle 20 Jahre findet der UN-Städtegipfel statt. Jetzt ist es wieder so weit – und es gibt viel zu diskutieren. Denn bis zum Jahr 2050 werden fast zwei Drittel der Menschheit in Städten leben. Schon heute haben die zehn größten Metropolregionen allesamt mehr als 20 Millionen Einwohner.

Quito - Die letzte Konferenz dieser Art gab es vor zwanzig Jahren: Rund 40 000 Teilnehmer diskutieren in Quito, der Hauptstadt Ecuadors, beim UN-Stadtgipfel Habitat III über den rasanten Zuzug in den Großstädten, die Ausbreitung der Slums und Wege gegen den hohen CO2-Ausstoß. Denn der Trend verschärft sich: 1976, bei der ersten Konferenz in Vancouver, lebten 37,9 Prozent der globalen Bevölkerung in Städten. 1996, als Habitat II in Istanbul stattfand, waren es bereits 45,1 Prozent. 2016 sind es 54,5 Prozent - bis 2050 wird mit einem Anteil von 66 Prozent gerechnet.

 

Allein in China gibt es heute rund 50 Städte mit über einer Million Einwohnern, weltweit sind es bereits rund 420. Mehr als die Hälfte der Menschheit lebt heute schon in Städten oder städtischen Gebieten.

70 Prozent des Treibhausgases kommt aus Städten

Diese Entwicklung birgt Probleme, aber auch viele Chancen. Denn Städte gelten als Anschubsmotoren etwa für den Arbeitsmarkt, für Integration und als Orte, an denen schneller neue Ideen entstehen als anderswo. Auf der anderen Seite bringt die Urbanisierung auch Probleme mit sich: Große Slums sind vor allem ein städtisches Phänomen – und die Städte sind heute schon für 70 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Wie können Großstädte und Megacitys lebenswert bleiben? Diese Frage diskutieren von Montag bis Donnerstag rund 40 000 Teilnehmer beim dritten UN-Weltsiedlungsgipfel. Am Ende sollen konkrete Handlungsempfehlungen für die Staatengemeinschaft stehen.

Besetzte Häuser und Luxushotels

Auch der Kampf gegen Verdrängung, um bezahlbaren Wohnraum und neue architektonische Lösungen spielen bei der Konferenz eine Rolle. Das bischöfliche Hilfswerk Misereor zum Beispiel, das bei der Konferenz vertreten ist, unterstützt Projekte, um Wohn- und Bleiberechte der armen Bewohner zu stärken, deren Behausungen oft weichen müssen für neue Autobahnen oder Luxushochhäuser. Zum Beispiel in São Paulo: Hier findet seit 2010 eine der größten Hausbesetzungen der Welt statt. In einem Hochhaus im Zentrum, dort war früher eine Kleidungsfabrik, wohnen auf engstem Raum 480 Familien, es gibt über 2000 Bewohner. Sie wollen nicht weichen - aber ob die Stadt sie dauerhaft dulden wird?

„Viele Arme leben ohne bürgerliche Rechte und Eigentumstitel in der ständigen Gefahr, vertrieben zu werden“, betont die in Quito anwesende Misereor-Expertin für städtische Entwicklung, Almuth Schauber. „Mit unseren Partnerorganisationen, Architekten, Sozialarbeitern und Juristen unterstützen wir die Menschen dabei, ihre Häuser zu verbessern, ihre Rechte gegenüber der Stadtverwaltung durchzusetzen und gegen ihre Vertreibung zu kämpfen“.

Ecuadors Hauptstadt Quito, wo die Konferenz stattfindet, hat 1,6 Millionen Einwohner – im Vergleich zu den Megacities weltweit wirkt das fast provinziell. Welche Städte die größten der Welt sind, ist nicht ganz einfach zu bestimmen. Die Liste hängt stark davon ab, ob nur die offiziellen Einwohner einer Stadt oder auch die Menschen in der gesamten Metropolregion gezählt werden. Letzteres macht die Organisation Demographia des US-amerikanischen Stadtplaners Wendell Cox, die jedes Jahr eine Liste der größten städtischen Gebiete herausgibt.

In unserer Bildergalerie haben wir die zehn größten städtischen Gebiete im Überblick: