Schwetzingen hat den Welterbe-Titel verpasst – bekommt von der Welterbe-Organisation Unesco aber noch einen Aufschub.

Schwetzingen - Es hat zwar nicht gereicht für den begehrten Titel – doch hat die Unesco bei ihrer Tagung in St. Petersburg den Antrag für die Aufnahme der kurpfälzischen Sommerresidenz von Schwetzingen in die Welterbeliste auch nicht glatt abgelehnt. Die Antragsteller dürfen, wenn sie möchten, noch einen Anlauf unternehmen. „Wir sind nicht deprimiert. Wir haben sehr viel Lob gekommen“, erklärte der Schwetzinger Oberbürgermeister René Pöltl nach der Rückkehr. „Wir waren unter den letzten 22 Antragstellern der Welt; dazusitzen, vor den Vertretern von 180 Nationen, das ist schon toll“, sagte er.

 

Auch Andreas Falz, von der Schlösser- und Gärtenverwaltung des Landes sah keinen Anlass, den Kopf hängen zu lassen. „Wir haben viel Aufmerksamkeit erhalten und viel Positives gehört.“ Nicht nur die Schwetzinger Moschee – die einzig erhaltene Gartenmoschee weltweit – sei sehr gut angekommen. Anerkennung habe man auch für die hervorragende Pflege des Parks und für das Gartenmanagement bekommen, sagte er. Lange wie selten hatte das Komitee über den Schwetzinger Antrag diskutiert. Allein dies muss man wohl als Erfolg werten, angesichts des negativen Votums der internationalen Denkmalbehörde Icomos. Sie hatte im Vorfeld der Schwetzinger Residenz den universellen Wert abgesprochen und die Ablehnung des Antrags empfohlen. Dafür gab es am Ende keine Mehrheit, doch auch für eine Aufnahme – über die nicht abgestimmt wurde – hat es eben nicht gereicht.

Schon mehrere barocke Schlösser auf der Liste

Gescheitert ist der Antrag offenbar vor allem daran, dass – von Versailles bis Wörlitz – schon mehrere barocke Schlösser und Gärten aus Europa auf der Welterbeliste stehen. Besonders die Vertreter Afrikas und Südamerikas, aber auch der Schweiz und Estlands, hätten angemahnt, dass genügend solcher Anlagen ausgezeichnet seien, über die hinaus andere kaum noch als beispielhaft angesehen werden könnten, schildert René Pöltl. „Es ist deutlich geworden, dass es keine offenen Türen mehr gibt für Schlösser und Gärten.“

Nicht zuletzt deshalb hatten die Schwetzinger Antragsteller den Schwerpunkt ihrer Bewerbung auf die Bedeutung ihrer Anlage als Sommerresidenz gelegt. In ihr stand – vor allem zu Zeiten von Kurfürst Carl Theodor – nicht das Regieren im Mittelpunkt, sondern die Muse und die Kultur, Musik, Theater und Tanz inklusive. Davon zeugen bis heute das Badhaus, das Rokokotheater, und die vielen exotischen Gartenbauten, darunter vor allem die Moschee, als Symbol der arabischen Weisheit und der Aufklärung. Einige Vertreter arabischer Länder wären bereit gewesen, die Moschee gleich auf die Liste zu setzen. Dagegen sei Icomos auf die Einmaligkeit der kulturellen Prägung der Residenz gar nicht eingegangen, bedauert der Schwetzinger OB. „Sie sagen einfach, das sind Schloss und Garten“, stellte er fest. Auch fachliche Fehler habe ihr Gutachten enthalten. „Das Problem ist, dass man sich dazu nicht äußern kann – weder schriftlich noch mündlich. Das ist auch die Krux an dem System, das nicht sehr transparent ist und das ich im Nachhinein sehr kritisch sehe“, gestand er. Letztlich entlassen wurden die Antragsteller mit dem Rat, die Bedeutung der Moschee noch genauer zu untersuchen und in einem neuen Antrag besser herauszustellen. Dass es dazu kommt, ist derzeit allerdings eher unwahrscheinlich.

Eindeutige Tendenz „nicht weiterzumachen“

Man werde im Ministerium und im Schwetzinger Gemeinderat nun in aller Ruhe beraten. „Doch die Tendenz ist eindeutig, dass wir nicht weitermachen“, sagt Andreas Falz von der Schlösserverwaltung. Der Schwetzinger OB sieht das ähnlich. „Ich denke, man muss das nun Erreichte als Erfolg sehen – und einfach akzeptieren, dass die Entscheidung politisch ist. Wir haben nur die Sommerresidenz. Sie prägt uns – eine andere Zielrichtung könnte auch ein neuer Antrag nicht haben.“