János Berényi wird neuer Generalkonsul von Ungarn in Stuttgart. Er soll vor allem Kontakte zur Wirtschaft herstellen. Der Grund: fast 30 Prozent des ungarischen Außenhandels wird mit Deutschland abgewickelt.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Stuttgart ist wieder um ein Generalkonsulat reicher. Nach rund zehn Jahren Unterbrechung wird Ungarn seine Präsenz in Baden-Württemberg verstärken. Am 10. Juni wird Generalkonsul János Berényi offiziell seinen Posten beziehen. „Ich freue mich sehr, gerade die Vertretung in Stuttgart zu leiten”, sagt der Diplomat, weil seine Familie schwäbische Wurzeln habe. „Mein Urgroßvater kam aus Schwaben und war Donauschifffahrtskapitän. Zuhause wurde deshalb bei uns über Generationen hinweg auch immer Deutsch gesprochen.”

 

Enge wirtschaftliche Kontakte

Die Baden-Württemberger haben aber nicht nur besondere persönliche Beziehungen zu Ungarn. Einer der zentralen Gründe für die Eröffnung des Generalkonsulats sind die engen wirtschaftlichen Kontakte – und die sprechen eine sehr deutliche Sprache. „Fast 30 Prozent des ungarischen Außenhandels wird mit Deutschland abgewickelt”, sagt János Berényi. „Allein das Jahresvolumen der Im- und Exporte zwischen Ungarn und Baden-Württemberg beträgt rund zehn Milliarden Euro.”

Um die Kontakte zu diesen Unternehmen zu pflegen, ist Berényi wohl der richtige Mann. Seit der Wende war er in leitenden Positionen bei staatseigenen Wirtschaftsbetrieben tätig. So war er etwa Direktor der staatlichen Bahngesellschaft oder des Hungaro-Rings, auf dem regelmäßig Grand Prix-Rennen der Formel-1 ausgetragen werden. Zuletzt war er Präsident der Ungarischen Agentur für Außenwirtschaft und Investitionsförderung (Hita).

Ein Mann der Wirtschaft

„Ich bin ein Mann aus der Wirtschaft, das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht”, sagt János Berényi. „Aber mit der Stelle in Stuttgart habe ich mir einen Traum verwirklicht. Ich wollte schon immer einmal mein Land im Ausland vertreten.” Berényi wird für Baden-Württemberg,aber auch für das Saarland und Rheinland-Pfalz zuständig sein. Seine Räume beziehen wird das Generalkonsulat in Kürze in der Christophstraße 7. Derzeit wird dieses Gebäude noch für den neuen Mieter vorbereitet.

Das erste Projekt hat der neue Generalkonsul schon in Angriff genommen. Er will den muttersprachlichen Unterricht wesentlich stärker fördern als bisher. Dazu habe er mit den zuständigen Stellen in den Ministerin bereits Gespräch geführt. „Ich habe in dieser Sache überall offene Türen gefunden”, sagt Berényi, der sich in Stuttgarter Gymnasien noch um entsprechende Räume bemühen wird. „Wenn alles klappt, werden wir schon im September mit dem Unterricht beginnen können.”

Nicht immer einer Meinung

Berényi ist überzeugt, dass mit dem neuen Generalkonsulat die Beziehungen zwischen den beiden Ländern weiter verbessert werden. „Wir zeigen, wie wichtig Deutschland und Baden-Württemberg für uns ist”, sagt er. Zu den politischen Irritationen, die in der Vergangenheit durch den von vielen Seiten kritisierten politischen Kurs der Regierung in Budapest ausgelöst worden sind, sagt Berényi: „Wie in einer Familie sind nicht immer alle Mitglieder eine Meinung.” Wichtig aber sei, dass man trotzdem weiter im Gespräch bleibe.